Hanfernte im Emsland

Faserhanf als dritte Frucht

Im nördlichen Emsland bauen Landwirte seit 22 Jahren Faserhanf an. Erstmals werden jetzt auch die Blütenblätter verwertet. Die Praktiker schätzen den geringen Arbeitsaufwand und die gute Vorfruchtwirkung.

Es ist eine außergewöhnliche Landmaschine, die sich an diesem Vormittag langsam über das Feld bewegt. In Wippingen im nördlichen Emsland wird heute Faserhanf geerntet. Mit insgesamt 480 ha liegt hier das größte zusammenhängende Anbaugebiet in Deutschland.

Bislang wurde der Faserhanf mit einem Maishäcksler in 60 cm lange Abschnitte zerteilt und in Schwaden gelegt. Damit die Faser sich unter dem Einfluss von Luft, Sonne und Feuchtigkeit vom holzartigen Teil des Stängels löst, muss das Stroh für etwa drei Wochen noch auf dem Feld verbleiben. Rösten wird dieser Prozess genannt. Zur Unterstützung wird der Hanf in dieser Zeit zwei- bis dreimal gewendet.

Ernte mit Eigenkonstruktion

Neu ist die separate Ernte der Blütenblätter. Dies erfolgt versuchsweise auf etwa einem Drittel der Gesamtfläche. Dafür wurde über dem Maisgebiss noch eine Haspel eingebaut. Diese kann die Blütenstände der bis zu 4 m hohen Hanfpflanze ernten, während der Stängel geschnitten wird.

Die Maschine ist ein Eigenbau des niederländischen Unternehmens HempFlax, welche das Hanfstroh aller 36 Landwirte im Emsland abnimmt. Sitz des Unternehmens HempFlax ist Oude Pekela und liegt etwa 10 km hinter der Grenze zum Emsland. In den Niederlanden hat das Unternehmen1600 ha Hanf unter Vertrag. Die Saatgutvermehrung erfolgt auf 150 ha in Ostdeutschland.

Mitte August läuft die Hanfernte auf Hochtouren. „Wir mähen gerade, wenden und pressen bereits auf den ersten Flächen das Stroh“, sagt Geschäftsführer Mark Reinders, der heute selbst auf dem Drescher sitzt. „Hanf ist in der Ernte eine problematische Frucht“, sagt er. Während Reinders von oben einen guten Überblick über die Blütenstände hat und die Haspel immer wieder in der Höhe anpasst, kann er das Maisgebiss über einen Monitor kontrollieren. Bei einem zu hohen Stängelanteil der Blüten verstopft die Dreschtrommel, zudem können die reißfesten Hanf­fasern die Technik behindern. Generell hat der Hanf die diesjährige Trockenheit gut überstanden. Teilweise sind die Hanfpflanzen jedoch unterschiedlich hoch gewachsen.

Der Anbau von Hanf ist relativ simpel. Mitarbeiter des Beratungsringes Aschendorf sind seit 1996 Ansprechpartner für den Verarbeiter und...