Fachkräftemangel erreicht Agrarbranche

Beim Wettbewerb um die besten Köpfe fehlen den Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft immer mehr qualifizierte Fachspezialisten und Führungskräfte.

Nach Einschätzung von Dr. Clemens Schwerdtfeger von der gleichnamigen Personalberatung liegt das Schlüsselproblem für den Arbeitsmarkt der Agrarbranche, die mit insgesamt 1,3 Mio. Beschäftigten und 385 Mrd. € Umsatz der zweitgrößte Wirtschaftsbereich nach der Automobilindustrie ist, in der lückenhaften Besetzung von gehobenen Fach- und Führungspositionen. „Diese Entwicklung im vor- und nachgelagerten Bereich der Agrarwirtschaft wird vielfach noch unterschätzt“, mahnt der Personalexperte in einem Fachbeitrag. Der wirtschaftliche Schaden, der durch den Führungskräftemangel besonders im mittelständischen Agribusiness entstehe, sei erheblich und lasse sich auf mehrere 100 Mio. € im Jahr 2011 beziffern, erklärte Schwerdtfeger.

Nachwuchskräfte mit Stallgeruch werden gesucht

Er wies darauf hin, dass die Agrarwirtschaft in Zukunft verstärkt Nachwuchskräfte brauche, die Aufgaben in Teams fachübergreifend lösen könnten; dazu gehörten Softwarespezialisten ebenso wie Agraringenieure. Akademische Berufseinsteiger und Nachwuchskräfte „mit Stallgeruch“ seien spartenübergreifend gefragt. Insbesondere die Unternehmen in der Aquakultur-, Geflügel- und Bioenergiebranche suchten qualifizierte Mitarbeiter.

Allerdings sollten auch typische Mangelerscheinungen bei den Bewerbern auf dem Agribusiness-Arbeitsmarkt nicht unerwähnt bleiben, führt Schwerdtfeger weiter aus. Diese kämen vor allem in einer eingeschränkten Mobilität, ungenügenden Fremdsprachenkenntnissen und keinen beziehungsweise zu kurzen Auslandsaufenthalten zum Ausdruck.

Geld ist nicht alles

Aufgrund seiner Erfahrung in der Auswahl von Fachexperten und Führungskräften im Agribusiness stellt Schwerdtfeger fest: „Geld ist nicht alles!“ Für ein langfristig gutes Arbeits- und Betriebsklima seien Eigenmotivation und persönliche Anerkennung ebenso wichtig wie die beruflichen Perspektiven mit entsprechenden Herausforderungen. Der alleinige Blick auf die Entlohnung rücke auch für Berufseinsteiger schnell in den Hintergrund. Im Agribusiness bewege sich das Einstiegsgehalt für Hochschulabsolventen zwischen 25.000 € und 40.000 € pro Jahr. Höhe und Gestaltung richteten sich neben der Qualifikation auch nach Standort, Branche und Position. AgE