Erst zu trocken, jetzt zu nass

Im westlichen Münsterland ist die Ernte fast abgeschlossen, in Ostwestfalen und den Höhenlagen dagegen sind erst 20 bis 30 % des Weizens eingefahren. Genauso unterschiedlich fallen die Erträge und Qualitäten aus. Ein Überblick.

Zunächst fuhren Trockenheit und Hitze zu Schmachkorn und sehr früher Reife, jetzt jagt eine Regenfront die nächste, zum Teil mit sintflutartigen Niederschlägen. Eine Bestandsaufnahme (vom 3. August) beschreibt die Lage in Westfalen-Lippe.

Westliches Münsterland

„Die leichten Böden haben enttäuscht, die schwereren Standorte waren besser als erwartet“, so das bisherige Fazit von Bastian Lenert, Pflanzenbauberater an der Kreis­stelle Coesfeld. Seiner Aussage zufolge hat die Wintergerste auf Sand 60–65 und auf schwerem Boden 90–95 dt/ha gebracht. Die Raps­erträge schwanken stark zwischen 25 und 40 dt/ha. Lenert erklärt sich die mageren Erträge mit den dünnen, ungleichmäßigen Beständen und der kühlen Witterung während der Blüte, viele Schoten waren nicht voll.

Der Winterweizen ist nach Einschätzung des Beraters zu 25 % geerntet, die Erträge liegen auf Sand bei 60–70 dt/ha, auf schwerem Boden bei 90–95 dt/ha. Auf den schwächeren Standorten fehlte zudem das Hektolitergewicht.

Roggen und Triticale haben ähnlich hohe Erträge wie Weizen geliefert. Wobei Lenert den Eindruck hat, dass der Roggen etwas besser mit der Trockenheit zurechtgekommen ist. Der Berater hat beobachtet, dass besonders an den sehr heißen Tagen einige Schläge durch intensive Welkezeichen der Pflanzen aufgefallen sind. Er erklärt sich das mit Strukturschäden im Boden. Sie verursachen eine schlechte Wasserführung und in so trockenen Jahren schwächere Erträge.

Östliches Münsterland

Die Wintergerstenernte ist in dieser Region nach Auskunft von Hermann Klockenbusch, Pflanzenbauberater der Kreisstelle Warendorf, auf Sandböden mit 65–70 dt/ha knapp durchschnittlich ausgefallen. Auf schwereren Standorten hat die Wintergerste 80–90 dt/ha gebracht. Die Hektolitergewichte waren mit knapp 67 gut.

Der Weizen ist nach Einschätzung des Beraters etwa zur Hälfte geerntet, dabei sind die relativ dicken Körner bemerkenswert. Auf Sandböden lagen die Erträge zwischen 40 und 65 dt/ha, auf Standorten mit genügend Wasser waren es 80–90, in der Spitze über 100 dt/ha.

Von der Triticale steht oder liegt noch ein Viertel auf dem Feld, davon sind 10–15 % ausgewachsen, zum Teil sind stehende Ähren betroffen. Bei Weizen wie bei Triticale finden die Landwirte immer wieder Fusarium. Das reife Getreide steht nach Einschätzung von Klockenbusch schon zu lange auf dem Halm.

Die bisher geernteten Ackerbohnen haben 45–55 dt/ha, sehr dünne Bestände etwa 30 dt/ha geliefert.

Börde und Haar

Die noch relativ günstige Verteilung der Niederschläge hat nach Meinung von Christian Deisenroth, Pflanzenbauberater der Kreisstelle Soest, dazu geführt, dass die Erträge bisher gut ausgefallen sind, auch die Kornqualität passte. Bei Gerste war die Ertragsspreizung von 60–100 dt/ha hoch.

Weizen und Triticale haben auf wasserversorgten Böden die 100-dt-Latte gerissen, Auswuchs und Fusarium gibt es bisher nicht. Allerdings sollte nach Einschätzung von Deisenroth die Ernte jetzt zügig weitergehen.

Die Rapsanbauer hatten relativ hohe Erwartungen an ihre üppigen Bestände und haben mit 35–40 dt/ha eine knapp durchschnittliche Ernte eingefahren. Durch die hohen Temperaturen zur Kornfüllung hat sich das Tausendkorngewicht (TKG) teilweise von 4 auf 2 g halbiert. Auch häufig auftretendes Lager hat die Erträge gemindert.

Ostwestfalen

Von ganz anderen Problemen berichtet Dirk Höke von der Kreisstelle Herford. Ostwestfalen hat die Ausläufer der sintflutartigen Regenfälle in Niedersachsen mitbekommen, in Bad Salzuflen gab es 120 und in Porta Westfalica sogar 140 mm Regen. Die Ernte ist zum Stillstand gekommen, es ist noch nicht absehbar, wann die Felder wieder befahrbar sind.

Bereits Ende Juni hat die Gersten­ernte begonnen, mit ernüchternden 45–50 dt/ha in der Senne und knapp durchschnittlichen 70–80 dt/ha auf schwereren Böden.

Höke schätzt, dass 30 % des Rapses noch auf dem Feld stehen. Nach dem ungewöhnlichen Wachstumsverlauf sind durchschnittliche 40 dt/ha (35–50) ein gutes Ergebnis. Die noch stehenden Bestände werden mit jedem Schauer dunkler und brechen langsam zusammen.

Triticale wächst nach Feststellung von Höke häufiger aus. Weizen hat in der Hinsicht noch keine Probleme, allerdings sind erst 20 % der Fläche geerntet. Wegen der weiterhin unsicheren Wetterlage rechnet der Berater mit zunehmend schlechteren Qualitäten. Die Misch­futterhersteller schätzen das offensichtlich auch so ein und haben sich im Moment als Käufer vom Markt zurückgezogen. Martin Borgmann