Erntejagd: Sicherheit geht vor

Die Jagd während laufender Erntemaßnahmen birgt ein besonderes Risiko. Denn Mähdrescher und Traktoren verändern dauernd ihre Position. Und ohne erhöhten Ansitz fehlt oft der natürliche Kugelfang.

Im Gegensatz zu gut organisierten Treib- oder Drückjagden erfolgt die Jagd bei der Getreide- oder Rapsernte oftmals spontan – weil eben Fuchs oder insbesondere Schwarzwild im Feld gesichtet wurde. Doch das ist nicht die einzige Besonderheit dieser Jagd. Hinzu kommt, dass die Erntefläche fortwährend kleiner wird und sich folglich die Position von Mähdrescher und Traktoren laufend verändert. „Die Erntejagd ist eine der gefährlichsten und dynamischen Jagden überhaupt“, heißt es in einem Infoblatt des Kreisjagdverbandes Nordwestmecklenburg, in dem es um die Sicherheit bei Erntejagden geht.

Umsichtig verhalten

  • Das Gefahrenpotenzial einer Erntejagd lässt sich bei umsichtigem Vorgehen jedoch deutlich senken. Sinnvoll ist in jedem Fall die genaue Absprache mit dem Landwirt bzw. dem ausführenden Lohnunternehmen.
  • Alle teilnehmenden Jäger müssen sich so umsichtig verhalten, dass die Arbeit der Maschinen nicht beeinträchtigt wird und auch die Fahrer für sich selbst keine Gefährdung durch die Jäger sehen.
  • Befinden sich Personen in gefahrbringender Nähe, darf in diese Richtung weder angeschlagen noch geschossen werden.
  • Auf Erntemaschinen darf mit geladener Waffe weder mitgefahren noch von ihnen aus geschossen werden.
  • Schützen haben zur Vermeidung von Gefährdungen auf einen sicheren Kugelfang zu achten.
  • Bei einem Gelände ohne ausreichend natürlichen Kugelfang müssen entsprechende Ansitzeinrichtungen geschaffen werden.
  • Nehmen mehr als vier Jäger an der Jagd teil, ist ein Jagdleiter zu benennen. Er hat die erforderlichen Anordnungen für einen gefahrlosen Ablauf der Jagd zu geben. Seine Verantwortung ist nicht zu unterschätzen. Denn im Schadensfall muss sich nicht nur der Schütze, sondern auch der Jagdleiter vor Gericht verantworten.


Fehler vermeiden

Die größten Fehler, die bei der Erntejagd passieren können, sind in einem Faltblatt zusammengestellt, an dem unter anderem der Bauernverband, der Landesjagdverband sowie die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft Schleswig-Holstein beteiligt waren. Zu den dort genannten Fehlern gehört unter anderem:

  • Kein Kugelfang vorhanden (bei Schusswinkeln unter 10° besteht erhöhte Abprallgefahr am Erdboden);
  • der Gefahrenbereich durch Büchsengeschosse (bis zu 5000 m) wird nicht beachtet;
  • erhöhte Abprallgefahr beim Einsatz von Flintenlaufgeschossen
  • Keine, zu wenige oder nicht ausreichend hohe Ansitzeinrichtungen;
  • Jäger ohne Erfahrung im Flüchtigschießen mit der Büchse;
  • häufig zu weite Schüsse auf flüchtendes Wild;
  • Gefahren durch Erntemaschinen und die Gefährdung der Erntekolonne werden nicht wahrgenommen.

Fazit

Die Sicherheit und Gesundheit aller beteiligten Personen haben Vorrang vor dem Jagderfolg. Das bedeutet: „Ist eine sichere Jagd während der laufenden Ernte nicht möglich, sollte in dieser Situation auf die Jagd verzichtet und – wenn wieder Ruhe auf dem Feld eingekehrt ist – die Ansitzjagd bevorzugt werden“, empfiehlt zumindest der Kreisjagdverband Nordwestmecklenburg. bp