Glutofen auf dem Acker

Ernte 2019: Regional Mindererträge befürchtet

Bei der Hitze der vergangenen Woche lief der Schweiß in Strömen. Aber besonders auf freiem Feld haben Menschen, Tiere und Pflanzen unter den Rekordtemperaturen gelitten. Die bisherigen Ernteergebnisse unterscheiden sich stark.

Die Mähdrescherfahrer konnten in der vergangenen Woche die Getreideernte im Münsterland fast abschließen. Obwohl die Erträge doch höher ausfielen als die Landwirte erwartet hatten, lieferte vor allem der Weizen zu viel Kümmerkorn. Rüben, Kartoffeln und Mais hatten auf leichten Standorten den hohen Temperaturen nichts mehr entgegenzusetzen, die Wasserreserven waren aufgebraucht und die Schäden für jedermann sichtbar.

Bisherige Ernteergebnisse

Nach Auskünften von Landhandel, Genossenschaften und Beratern ergibt sich ein uneinheitliches Bild von der aktuellen Ernte. Die Güte eines Standortes und die Verteilung der Niederschläge hat das Ernteergebnis massiv beeinflusst.

Dabei hat die Wintergerste auf besseren Böden sehr gute Erträge mit bis 100 dt/ha gebracht. Auf sehr leichtem Sand hat sie aber mit 50 dt/ha enttäuscht. Durchweg gut waren die Qualitäten mit Hektolitergewichten von 65 bis 68 kg.

Der Winterraps hat mit Erträgen zwischen 30 und 40 dt/ha flächendeckend enttäuscht, auch die Ölgehalte lagen mit 40 bis 42 % zu niedrig. Selbst gute Standorte haben die Erwartungen nicht erfüllt. Die Fachleute befürchten, dass die Anbaufläche deshalb nochmals zurückgeht.

Beim Weizen fehlen zwar die Spitzenerträge, er lief aber besser als nach der Dürre befürchtet. Die Fallzahlen lagen bei ersten Partien über 300, aber mit einem zu niedrigen Proteingehalt von unter 10 %. Der Handel erwartet aber, dass der Weizen von schwereren Böden normale Proteingehalte liefert.

Triticale und Roggen sind mit der Dürre relativ gut fertig geworden und ordentlich gelaufen.

Besonders ärgerlich war, dass wegen der Hitze der Feuchtegehalt häufig unter 10 % gerutscht ist, obwohl das Getreide schon bei 14,9 % verkehrsfähig ist.

Rüben fehlt viel Wasser

Rüben reagieren zwar ziemlich empfindlich auf fehlende Bodenqualitäten, noch mehr setzt ihnen aber Wassermangel zu. In diesem Fall liegt schnell der gesamte Blatt­apparat platt an der Erde. Der pflanzenverfügbare Wasservorrat ist auf leichten Sandböden und auf sehr schweren Böden mit extrem hohen Tonanteilen schnell erschöpft.

Wenn in diesem Zustand sehr hohe Temperaturen mit trockenem Wind zusammentreffen, sind die Rüben nicht in der Lage, ihren Wasserhaushalt aufrechtzuerhalten, sie beginnen nachmittags zu „schlafen“. Zu Beginn richten sie sich während der Nacht wieder auf, sodass morgens der Bestand wieder frisch aussieht. Wenn sich die Lage weiter zuspitzt, liegt dann der gesamte Bestand platt.

Rüben sind von Hitze und Trockenheit so ermattet, dass sie in der Nachmittagssonne „schlafen“. Die nun unbeschattete Bodenoberfläche ist über 50 °C heiß. (Bildquelle: Borgmann)

Erste Niederschläge erwecken die Rüben aber sofort wieder. Trotz der schnellen Erholung fehlt bei der Ernte im Herbst natürlich der entsprechende Zuwachs. Von diesen Verlusten sind die typischen Rübenanbaugebiete in der Soester oder Warburger Börde erst sehr spät betroffen, da sie von Natur aus mit einer großen nutzbaren Feldkapazität gesegnet sind.

Die auf dem Boden liegenden Blätter verstärken den Effekt, da sie die Bodenoberfläche nur ungenügend beschatten und so die Bodenoberflächentemperatur enorm ansteigt. Damit erhöht sich gleichzeitig die unproduktive Verdunstung direkt aus dem Boden. Am vergangenen Freitag herrschten auf einem schlafenden Rübenacker in Beckum, Kreis Warendorf, um 17 Uhr noch Oberflächentemperaturen von über 50 °C, obwohl die Lufttemperatur schon wieder unter 35 °C lag. Nach Einschätzung von Johannes Klewitz, Kreisstelle Soest, war der jeweils an den Wochenenden gefallene Regen für die Rüben in der Börde zwar nicht ausreichend, aber er hat ihnen lokal trotzdem enorm geholfen.

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