Erdgasleitung Zeelink: Streit um Verdichterstation auf Acker

Die Open Grid Europe GmbH will für die Erdgasleitung Zeelink eine Verdichter­station in Legden bauen. Doch warum auf bestem Ackerland? Landwirte und andere Anwohner in der Bauerschaft Haulingort verstehen die Planung nicht.

"Wir haben die Station nicht bestellt. Und so gehen wir auch damit um“, sagte Bürgermeister Friedhelm Kleweken. Das Unternehmen Open Grid Europe (OGE) GmbH hatte Landwirte und weitere Mitglieder einer Bürgerinitiative zum erneuten ­Dialogmarkt zur geplanten Verdichterstation in Legden ins Landhotel Hermannshöhe eingeladen. Die Emotionen kochten hoch. Doch am Ende war Hilflosigkeit zu spüren. „In Legden haben wir wirklich alles vor der Haustür. Und jetzt auch noch so einen Klotz mitten in der Landschaft“, hieß es.

Von Aachen bis Legden

OGE und ThyssenGas planen die Erdgasfernleitung „Zeelink“ von Aachen bis Legden. Sie ist 216 km lang und wird etwa 660 Mio. € kosten. Die Bezirksregierungen Köln, Düsseldorf und Münster haben die Planfeststellungsbeschlüsse bereits erteilt. Die Leitung wird abschnittsweise von Süd nach Nord durch landwirtschaftliche Flächen gebaut. RLV und WLV haben mit der Projektgesellschaft eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet; darin sind insbesondere ein umfassender Bodenschutz und die Entschädigungshöhen geregelt.

Die neue Leitung wird benötigt, weil die Gasversorger in Deutschland schrittweise vom L-Gas („low calorific gas“) auf das höherwertige H-Gas („high calorific gas“) umstellen müssen. Die Quellen des L-Gases in den Niederlanden versiegen allmählich. „25 % des Erdgasbedarfs in Deutschland müssen wir bis 2030 durch H-Gas ersetzen“, erläuterte OGE-Planer Manfred Brühn. Durch die Zeelink-­Leitung soll insbesondere H-Gas aus Russland und Norwegen bis in den Raum Düsseldorf/Köln fließen. Millionen Haushalts-, Gewerbe- und Indus­triekunden müssen ihre Heizungen auf H-Gas umstellen.

Erdgas verliert beim Transport in der Pipe­line an Druck. Dies wird über Verdichterstationen ausgeglichen. Für die Zeelink sind zwei Stationen geplant. Eine bei Würselen wird gerade gebaut. Die zweite Station plant die OGE auf einem Acker etwa 1,5 km östlich von Legden in Haulingort. Für die Betriebsgebäude mit den Gasturbinen werden knapp 5 ha benötigt. OGE will das Areal mit einem 2 m hohen Erdwall und Zaun einfriedigen. Für den Landschaftsausgleich werden nochmals bis zu 6 ha benötigt.

Warum hat Netzbetreiber OGE gerade diesen Standort in Haulingort für die ­Verdichterstation ausgewählt, wollten Landwirte und Anwohner wissen. (Bildquelle: Asbrand)

Ein Gutachter hatte verschiedene Standorte geprüft, insbesondere deren ökologische Verträglichkeit und die technische Machbarkeit für den Anschluss an die Station. Am jetzigen Standort befindet sich bereits eine Gasleitung. Aber auch die Tatsache, dass ein Grundeigentümer offensichtlich Verkaufsbereitschaft zeigt, spielte bei der Standortsuche wohl eine Rolle.

Im Landhotel ließen die Besucher Dampf ab. „Fast alle anderen Verdichterstationen für Gasleitungen liegen in Industriegebieten oder an Bahntrassen. In Legden aber wollen Sie auf Acker bauen, den Landwirte und die Natur dringend benötigen. Bei uns leben Eisvögel, Kiebitze und Rebhühner. Warum wurden wir Bürger bei der Suche nach einem Standort nicht beteiligt?“, fragte ein Landwirt. Wird eine so große Erdgasleitung in Zukunft überhaupt noch benötigt? „Wir wollen doch weg von Öl, Kohle und Gas und Sie bauen uns jetzt so ein Ding vor die Haustür,“ meinte eine Leitungsgegnerin.

Gasverbrauch steigt weiter

Planer Brühn: „Wir als OGE müssen uns an Fakten und Realitäten halten. Und die sehen so aus, dass zahlreiche Energieversorger in Deutschland weitere Gaskraftwerke planen. Als Netzbetreiber sind wir verpflichtet, die Gasversorgung sicherzustellen.“ Laut Brühn erstellen die 16 Fernnetzbetreiber in Deutschland regelmäßig Prognosen über den zukünftigen Gasverbrauch in Deutschland. Daraus erstellt die Bundesnetzagentur den Netzentwicklungsplan, der jeweils nach zwei Jahren angepasst wird.

In Kürze will OGE das Planfeststellungsverfahren bei der Bezirks­regierung Münster für die Ver­-dich­terstation beantragen. Darin ist eine weitere Öffentlichkeitsbeteiligung vorgesehen. Zum Beispiel können Pächter, die Flächen verlieren, ihre Ansprüche geltend machen. Anfang 2021 will OGE mit dem Bau der Station beginnen. Ende 2023 soll die Zeelink in Betrieb gehen.

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