Erdfloh mit App erfassen?

Schon im Herbst können Insekten den Raps stark schädigen. Bei der wichtigen Populationskontrolle helfen Gelbschalen und neuerdings eine App.

Der Rapserdfloh ist einer der bedeutendsten Rapsschädlinge im Herbst. Drei Bekämpfungsschwellen sind von Belang: Fraßschaden von 10% bis EC 14 (4. Laubblatt), einem Zuflug von 50 Käfern/drei Wochen je Gelbschale oder drei bis fünf Larven je Pflanze. Bachelorstudenten des FB Agrarwirtschaft der FH Südwestfalen, Soest, verglichen die Methoden miteinander und nutzten sie dabei auch eine App als Hilfsmittel.

Umfangreiche Daten

Die Bachelorstudenten inte­grierten zur Aussaat 2018 Versuchsflächen in Rapsschläge auf den heimischen Betrieben. Auf diesen haben sie neben Gelbschalen auch den Blattfraß durch den Rapserdfloh ausgewertet. Beides haben sie dabei einmal per App (Xarvio Scouting) und je einmal händisch im dreitägigen Rhythmus erfasst. Zum Ende der Vegetation wurden jeweils 25 Pflanzen aus behandelter und unbehandelter Variante aufgeschnitten, um den Larvenbefall zu kontrollieren.

Zeitaufwand variiert stark

Zunächst erfolgte die Erfassung des Lochfraßes. Die Auswertung zeigt, dass zwischen der visuellen Schätzung des Lochfraßes und der Messung durch Xarvio Scouting keine Korrelation besteht. Die Erfassung des Lochfraßes ohne Xarvio Scouting benötigte im Schnitt acht Minuten. Für die Ermittlung mittels App wurden hingegen 20 bis 30 Minuten benötigt, da die Pflanzen entnommen werden mussten, sonst konnte die App keine aussagekräftigen Bilder erstellen. Die Auswertung der Gelbschalen zeigte, dass in 75 % der Fälle Xarvio Scouting und das ausgezählte Ergebnis schon dicht beieinanderlagen. Die Auswertung der Gelbschalen auf herkömmliche Weise dauerte im Schnitt drei Minuten. Die Fotoaufnahme über die App dauerte hingegen nur 20 Sekunden. Die Kontrolle durch das Schneiden von 25 Pflanzen dauerte durchschnittlich 49 Minuten je Schlag. Sie ließ sich nicht durch die App unterstützen.

Die App ist nach Einschätzung der Studenten für die Erfassung des Lochfraßes an den Blättern der jungen Rapspflanzen bisher nicht zu empfehlen. Dies mag an der geringen Blattgröße bis EC 14 liegen. Die visuelle Schätzung ist schneller, außerdem ist ein Ausreißen der Pflanzen nicht notwendig.

Die Kontrolle der Larven als dritte Methode ist zwar sehr präzise, aber zu zeitaufwendig. Außerdem ist fraglich, ob nach der Kontrolle auf Larvenbesatz im Spätherbst die Witterung und die Befahrbarkeit eine mögliche Insektizidbehandlung überhaupt zulassen.

Gelbschale – Mittel der Wahl

Als die sinnvollste und praxistauglichste Kontrolle des Befalls erscheint in den Augen der Tester daher die Gelbschale. Sie hat klar definierte, schnell auszählbare Kennzahlen. Daraus ergibt sich eine verringerte Fehleinschätzung. Diese Kontrolle lässt sich mit der Xarvio Scouting App noch schneller durchführen, wenn auch die Ergebnisse noch zu ungenau sind. Zum Abgleich mit den eigenen Ergebnissen lässt sich die App jedoch bereits gut verwenden.

Laut BASF waren innerhalb des vergangenen Jahres deutliche Lern­erfolge der App zu verzeichnen. Insbesondere die Auswertung der Gelbschalen soll bessere Ergebnisse liefern. Zudem soll die App zukünftig besser mit dem Nutzer kommunizieren.

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