Unregelmäßigkeiten bei Fleischexporten?
Durchsuchungen bei Westfleisch in Münster: Anfangsverdacht wegen Untreue
Am Dienstag haben Beamte der Staatsanwaltschaft Münster in der Münsteraner Westfleisch-Zentrale sowie am Standort Coesfeld Durchsuchungen vorgenommen.
Einen Tag vor der heutigen Generalversammlung der Westfleisch SCE in Münster hat die Staatsanwaltschaft Durchsuchungen in der Unternehmenszentrale sowie am Standort Coesfeld vorgenommen und Unterlagen mitgenommen. Hintergrund der Aktion ist laut Westfleisch ein Anfangsverdacht wegen Untreue gegenüber dem Unternehmen. Dabei geht es um Fleischexporte nach China, bei denen es angeblich zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Über die Hintergründe hat das Wochenblatt am 20. Mai 2020 (Folge 21/2020) berichtet.
Zentral soll der Vorwurf sein, dass Schweinefleisch zu nicht marktgerechten Preisen verkauft worden ist. Im Mittelpunkt des Verdachts steht offensichtlich Steen Sönnichsen, eines der drei geschäftsführenden Vorstandsmitglieder der Genossenschaft. Einem Bericht der „Westfälischen Nachrichten“ zufolge wussten auch ein Aufsichtsratsmitglied und andere Mitarbeiter von den Geschäften.
Westfleisch: Wir können den Verdacht schnell ausräumen
Noch in der vergangenen Woche hatte die Unternehmensführung auf Nachfrage des Wochenblattes erklärt, ihres Wissens gebe es keine Ermittlungen gegen das Unternehmen oder seine Mitarbeiter. Pressesprecher Meinhard Born bezeichnete am Mittwochmorgen die Aktion der Staatsanwaltschaft als überraschend. Zwischen den Ermittlern und der Unternehmensführung habe es ein intensives und kooperatives Gespräch gegeben. Sofern die Staatsanwaltschaft weitere Unterlagen benötige, würden diese nachgereicht. Westfleisch gehe davon aus, dass der genannte Anfangsverdacht schnell ausgeräumt werden könne.
Angestoßen wurden die Ermittlungen laut Westfleisch von einem ehemaligen Mitarbeiter, der zum Zeitpunkt des angesprochenen China-Geschäfts aber schon längst nicht mehr dort beschäftigt war und heute bei einem konkurrierenden Unternehmen arbeitet.
Heute werden die Mitglieder informiert
Bei der Generalversammlung am heutigen Mittwoch, 17. Juni, in Münster werde es eine Erklärung zu dem Sachverhalt geben, kündigte Meinhard Born an. Auch Steen Sönnichsen nehme an der Veranstaltung teil.
Im Jahresabschluss der Genossenschaft, der von der Mitgliederversammlung noch genehmigt werden muss, ist für mögliche Verluste aus dem China-Geschäft ein außerordentlicher Aufwand von 8,5 Mio. € vorsorglich eingearbeitet. Weitere ausführliche Informationen zum Geschäftsjahr finden Sie hier.
In seiner morgen erscheinenden Folge 25 (18. Juni 2020) berichtet das Wochenblatt ausführlich über die Zukunftspläne der Westfleisch-Gruppe sowie über die Turbulenzen um die Corona-Infektionen an den Standorten Coesfeld und Dissen.