Wölfe bedrohen Weidetiere

Unter Schafhaltern geht die Angst um

Bei der Jahresversammlung der Schafzüchter und -halter in Dortmund war der Wolf ein wichtiges Thema. Darüber, wie man mit dem Raubtier umgeht, gibt es unterschiedliche Ansichten.

Auf der Tagesordnung stand er nicht, aber die heißesten Diskussionen drehten sich trotzdem um den Wolf, in der Stunde rund um Mitternacht. Bei der Delegiertenversammlung des Schafzuchtverbandes und der Schafzüchtervereinigung NRW gingen am Mittwochabend in Dortmund die Ansichten darüber weit auseinander, welche politischen und sachlichen Konsequenzen die Einwanderung des Wolfes nach NRW haben sollte. Immerhin in einem waren sich die Schäferinnen und Schäfer einig: Die jetzt im Raum Hünxe, Schermbeck und Kirchhellen offenbar heimisch gewordene Fähe gehört möglichst schnell „entnommen“, also getötet.

Wütend auf die Politik

Die zwei Jahre alte Wölfin hat offenbar längst herausgefunden, wie einfach es ist, Schafe oder andere Nutztiere zu reißen, und hat sich auf diese Art des Nahrungserwerbs spezialisiert. Das macht sie zu einem Problemwolf. Nicht auszudenken, was passieren wird, wenn dieses Tier erst einmal eine Wurf Welpen großgezogen hat, mahnte einer der Schafhalter, die jetzt mit der Bedrohung ihrer Nutztiere zurechtkommen müssen.

Je nach Gemüt und persönlicher Betroffenheit fiel die Kritik an der Politik und denjenigen, die sich über die Rückkehr des Wolfs freuen, mehr oder weniger drastisch aus. Dabei wurde auch die Verbandsführung nicht geschont. Nch Meinung einzelner Delegierter vertritt sie nicht vehement genug die Interessen der Schäfer und müsste viel mehr gegen die Bedrohung unternehmen. Vorsitzende Ortrun Humpert dagegen stellte klar, dass seit langer Zeit alles unternommen werde, um im politischen Raum für den Schutz und die Unterstützung der Schafe und Schäfer zu werben. Plakative Forderungen allein helfen ihrer Überzeugung nach aber nicht weiter. Vielmehr müsse man versuchen, das Machbare auch tatsächlich umzusetzen.

5 € mehr Kontrollaufwand

Dass sich die Bedrohung der Herden durch den Wolf sehr schnell auch ökonomisch niederschlägt, belegte Karsten Siersleben vom Kontroll- und Beratungsring Sachsen-Anhalt in seinem Vortrag über die Betriebsergebnisse ostdeutscher Schäfereien: Allein die häufigeren und nächtlichen Fahrten zu den Koppeln oder Pferchen haben die Mobilitätskosten je Mutterschaf in den vergangenen Jahren in einer Größenordnung von rund 5 €€ oder mehr je Mutterschaf steigen lassen. Von anderen Schutzmaßnahmen wie besonderen Zäunen oder zusätzlichen Herdenschutzhunden ist dabei noch nicht die Rede.

Welche anderen Ergebnisse Karsten Siersleben den Schäfern präsentierte und wie ihre beiden Organisationen das vergangene Geschäftsjahr abgeschlossen haben, lesen Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 42 vom 18. Oktober 2018.