"Wandel braucht Verlässlichkeit"

Deutscher Bauerntag eröffnet

Unter dem Motto "Wandel braucht Verlässlichkeit" ist der Deutsche Bauerntag in Schkeuditz gestartet. In seiner Grundsatzrede bekannte sich DBV-Präsident Joachim Rukwied zum notwendigen Wandel in der Landwirtschaft, pochte dafür aber auf einen verlässlichen politischen Rahmen.

In Schkeuditz bei Leipzig ist heute Vormittag der 87. Deutsche Bauerntag des Deutschen Bauernverbandes (DBV) gestartet. Unter dem Motto "Wandel braucht Verlässlichkeit" werden rund 500 Delegierten aus ganz Deutschland über die Zukunft der Landwirtschaft diskutieren.

Im Mittelpunkt des zweitägigen Treffens stehen die Themen Artenvielfalt und Klimaschutz. Bauern, Wissenschaftler und Politiker wollen aber auch über die Herausforderungen in der Tierhaltung sowie die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe diskutieren. Das Programm zum Bauerntag finden Sie hier.

Wandel braucht Verlässlichkeit

"Wir sind bereit zur Veränderung", erklärte Bauernpräsident Joachim Rukwied bereits am Dienstag im Vorfeld des Bauerntages. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu erhalten, seien aber verlässliche und langfristig angelegte Rahmenbedingungen nötig.

In seiner Grundsatzrede am frühen Mittwoch Nachmittag zielte Rukwied ebenfalls auf die zunehmenden globalen Veränderungen ab: "Wir leben in unruhigen Zeiten - gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich." Überall ständen die Zeichen auf Polarisierung. Angesichts der Herausforderungen, vor denen der Sektor stehe - Klimawandel, Artenvielfalt erhalten - sei aber genau das Gegenteil geboten: "Wir müssen zusammenrücken. Nur so können wir die Herausforderungen gemeinsam lösen."

Teil der Lösung

"Die Landwirtschaft muss aktiv dazu beitragen, den Klimawandel abzuschwächen", betonte der Bauernpräsident weiter. "Wir sind auch Teil der Lösung: Durch den Ausbau der Bioenergie ebenso wie durch die CO²-Speicherung im Boden." Dafür sei aber mehr Unterstützung seitens der Politik von Nöten. Rückhalt von der Politik forderte Rukwied ebenso in Bezug auf die Resilienzfähigkeit der Landwirtschaft ein. "Die Politik muss uns risikofester machen." Dazu gehöre unter anderem die Möglichkeit, steuerfreie Rücklagen zum Risikoausgleich zu bilden; der Sonderkulturbereich könne hier ein guter Einstieg sein.

Biodiversität erhalten

Der Präsident betonte, dass die Bauernfamilien bei der Artenvielfalt bereits viel geleistet haben. Die zeige beispielsweise die Anlage von bundesweit mehr als 230.000 km Blühstreifen.

Im Mai 2019 startete der Aktionszeitraum "'Artenvielfalt" der Deutschen Bauern. Dabei wurden Blühstreifen angelegt, Blühkisten aufgestellt und eine interaktive Blühkarte geschaffen. (Bildquelle: DBV)

Der DBV habe sich eine eigene Klimastrategie gegeben, mit dem Ziel einer Emissionsreduktion um 30% bis 2030. „Hier sehen wir noch Potenzial - etwa bei der energetischen Nutzung von Biomasse und Reststoffen oder bei der Reduktion von Ammoniakemissionen – die Politik kann uns dabei unterstützen“, sagte Rukwied. "Wir nehmen die Anforderungen der Gesellschaft ernst und sind bereit, für mehr Biodiversität zu sorgen", so Rukwied weiter. "Dafür erwarten wir aber auch mehr Wertschätzung und Anerkennung."

Wir nehmen die Anforderungen der Gesellschaft ernst und sind bereit, für mehr Biodiversität zu sorgen." (Joachim Rukwied, DBV-Präsident)

In seiner Grundsatzrede appellierte Rukwied: „Lassen Sie uns zusammenstehen, lassen Sie uns für die Zukunft einer starken Landwirtschaft gemeinsam kämpfen!“ (Bildquelle: Schulze Steinmann)

Tierhaltung sichern

Verlässliche Rahmenbedingungen seien gerade im Bereich der Tierhaltung gefragt, so Rückwied. Hier müssten langfristige Regelungen gelten, sonst würde der Strukturwandel noch weiter vorangetrieben – insbesondere bei der Sauenhaltung: „Wenn wir hier nicht schnell Klarheit haben, ist der Standort Deutschland bald Geschichte.“

Wenn wir hier nicht schnell Klarheit haben, ist der Standort Deutschland bald Geschichte.“ (Joachim Rukwied, DBV-Präsident)

Keine Kürzungen im GAP-Budget

Mit Blick auf die Verhandlungen zur zukünftigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bekräftigte Rukwied die Forderung nach einem stabilen Budget. Er forderte eine verlässliche Budgetentscheidung noch in diesem Herbst.

Weiterhin räumte der DBF-Präsident ein, dass die zukünftige GAP grüner werden wird, ja sogar müsse: "Die neue GAP muss ein Stück grüner werden. Sie darf und kann aber nur so grün werden, dass wir als Bauern noch eine Zukunft haben."

Landwirtschaft braucht Artenvielfalt

Im Rahmen des Deutschen Bauerntags verabschiedet das DBV-Präsidium bereits am Mittwochvormittag eine Resolution zur Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Um die Biodiversität in der Agrarlandschaft zu fördern, setzt der DBV u.a. auf

  • Modellprojekten, die Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen,
  • Klima-, Natur- und Umweltschutz sowie Biodiversitätsmanagement in die Aus- und Weiterbildung stärker zu integrieren,
  • Agrarumweltmaßnahmen sinnvoll über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) zu finanzieren
  • und eine nationale Initiative Artenvielfalt zu etablieren.

Die vollständige Erklärung zur Artenvielfalt finden Sie hier.

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