Der Fischotter kehrt zurück

Das Münsterland bietet Fischottern optimale Lebensbedingungen.
Vor ein paar Jahren galt das Tier in der Region noch als ausgestorben.

Groß und sperrig liegt die Platte mit dem präparierten Fischotter in den Händen von Dr. Jan Ole Kriegs. Das Modell des Fischotterweibchens benutzt der Biologe vom LWL-Museum für Naturkunde in Münster, um Besuchern ein Wildtier nahezubringen, das nur wenige von ihnen in freier Natur zu Gesicht bekommen. Denn dieses Säugetier ist nachtaktiv und scheu. Zudem galt es bis vor ein paar Jahren in Nordrhein-Westfalen als ausgestorben. „Mittlerweile ist das Münsterland ein Ausgangspunkt für eine Weiterbesiedlung des Landes geworden“, berichtet der Wissenschaftler.

Zuhause in Steinfurt, Coesfeld & Co.

In den Gewässern Nordrhein-Westfalens siedelt er nun wieder an. Gesichtet wurde er unter anderem im Kreis Steinfurt bei Recke. An der dortigen Außenstelle des Museums konnte Kriegs Fischotter schon mit Fotos nachweisen. Gesehen wurden sie ebenfalls im Kreis Coesfeld, entlang des Heubachs und in den Kreisen Recklinghausen und Unna, entlang der Lippe, sowie an der Münsterschen und Bochholter Aa und in weiteren Gebieten. Insgesamt seien es in ganz Nordrhein-Westfalen ungefähr 20 bis 50 Tiere, schätzt der Biologe.

Säugetiere in NRW

Im „Online Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens“ können Interessierte herausfinden, wo sich welches wilde Säugetier in NRW aufhält.

Zusätzlich bietet das LWL-Museum für Naturkunde zu jedem Tier einen kurzen Steckbrief. Zu der Aktualität des Atlas können auch Hobbytierbeobachter beitragen. Bei Sichtung eines wilden Tieres kann dem Museum per E-Mail Bescheid gegeben werden:

www.saueger-nrw@lwl.org.

Ein Vagabund mit dickem Fell

Der Fischotter gehört zur Familie der Marder. Er kann bis zu 1,50 m lang werden und wiegt dann 6 bis 15 kg. Auf der Jagd im Wasser schützt ihn sein dichtes Fell vor Kälte. Im Schnitt wachsen ihm um die 50 000 Haare pro Quadratzentimeter. Zu seiner Nahrung gehören Fische, Krebse und manchmal Bisamratten. Meist lebt er in Höhlen anderer Tiere, bleibt dort aber nicht lange. „Der Fischotter führt ein Leben als Vagabund“, erläutert Kriegs. Auf den Streifzügen entlang der Bäche und Flüsse legt der Fischotter viele Kilometer zurück. Das Tier kann 15 bis 20 Jahre alt werden.

Zugewanderte Tiere

Bis 2004 ließ sich der Fischotter nur in Restvorkommen im östlichen Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern nachweisen. In den Niederlanden wurden seit 2000 osteuropäische Fischotter nahe der Ijssel ausgesetzt. In Nordrhein-Westfalen treffen die Tiere aus beiden Populationen aufeinander. Beweise dafür, dass sich die Tiere vermehren, gibt es bereits. Elisa Berste

Mehr Informationen zum Fischotter finden Sie in Wochenblatt Ausgabe 6/15.