Den Haag: Bauern auf den Barrikaden

2000 niederländische Landwirte haben vergangene Woche in Den Haag protestiert. Anlass für den Ärger unter den Landwirten sind Vorschläge, den Viehbestand zu halbieren.

In den Niederlanden haben am Dienstag vergangener Woche rund 2000 Bauern aus dem ­ganzen Land gegen mögliche Verschärfungen in der Tierhaltung protestiert. Wie der niederländische Bauernverband (LTO) mit­teilte, wollten die Landwirte damit ihre „Empörung über die politische Debatte zum Ausdruck bringen, die derzeit auf dem Rücken des Sektors stattfindet“.

Keine Zukunft mehr?

Anlass für den Ärger unter den Landwirten sind Vorschläge der linksliberalen Regierungspartei D66, den Viehbestand um die Hälfte zu verringern. Der D66-Parla­mentsabgeordnete Tjeerd de Groot hatte erklärt, dass durch die Ab­stockung der Hühner­herde um 50 Mio. Tiere und des Schweinebestandes um 6 Mio. Tiere die Stickstoffemissionen drastisch verringert werden könnten. Außerdem würden dadurch Flächen für den Wohnungsbau frei. „In den Niederlanden gibt es keine Zukunft für die intensive Tierhaltung“, prognostizierte De Groot.

Die Landwirte verursachten im Großraum Den Haag laut Medienberichten einen Stau von zusammengerechnet nahezu 1000 km. Der Berufsstand wollte mit der ­Aktion auf seinen Beitrag für die Gesellschaft aufmerksam machen. „Allzu oft ist die soziale Wertschätzung unseres Sektors das ­Opfer des Wettlaufs um politische Vorteile“, erklärte der LTO. Der Verband hofft, dass die Politiker das Signal ernst nehmen. Es gebe in der Öffentlichkeit eine große Wertschätzung für die Landwirtschaft, und es sei beunruhigend, dass sich dies oft nicht in der politischen Debatte widerspiegele.

Zudem wehren sich die Landwirte dagegen, dass sie immer wieder als Problem und nicht als Lösung bei der Nahrungsmittelversorgung, dem Naturschutz und einem grünen Lebensumfeld wahrgenommen werden.

Auch in Deutschland?

Verständnis für die Protestaktion des niederländischen Berufsstandes äußerte der Präsident des Deutschen Bauernver­bandes (DBV), ­Joachim Rukwied. Nach seinen Worten zeigen diese Aktionen, dass die dortigen Berufskollegen unter enormem Druck stehen und für sich die Existenzfrage stellen.

Solche Protestaktionen sind laut Rukwied zu erwarten, wenn Politik und Teile der Gesellschaft die Landwirtschaft „in die Perspektiv­losigkeit drängen“. Der DBV-­Präsident hält derartige Proteste, unter anderem wegen des Aktionsplans Insektenschutz, auch in Deutschland für möglich. „Wir schließen nicht aus, dass auch deutsche Bauern ihren Unmut in dieser Form ausdrücken. Sofern solche Proteste gewaltfrei bleiben, würden wir diese auch unterstützen“, betonte Rukwied.

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