Photovoltaik-Tagung 2020

"Das Vorgehen der Bundesregierung ist eine Frechheit."

Das Andrang war groß wie lange nicht mehr: Mehr als 180 Personen kamen zur Photovoltaiktagung 2020 ins Bildungszentrum Haus Düsse und sparten nicht mit Kritik an der Politik der Bundesregierung.

Rechtsanwalt Andreas Schäfermeier, von der Kanzlei Engemann und Partner aus Lippstadt nahm im Rahmen der Photovoltaiktagung 2020, zu der Landwirtschaftskammer NRW und Energie.Agentur.NRW ins Bildungszentrum Haus Düsse eingeladen hatte, kein Blatt vor den Mund. „Das Vorgehen der Bundesregierung ist nicht akzeptabel. Es ist eine Frechheit“, sagte er.

Der Deckel muss weg

Seine harsche Kritik richtete sich in erster Linie gegen den immer noch bestehenden 52 GW-Deckel. Bereits im September vergangenen Jahres hatte die Bundesregierung verkündet, sie wolle den Deckel, der die Förderung von neuen Photovoltaik (PV)-Anlagen begrenzt, aufheben. Doch bis heute gibt es keinen festen Beschluss. Im Gegenteil: Zurzeit sieht es so aus, als wolle sich die Bundesregierung bis zum Sommer Zeit lassen, bis sie sich wieder mit dem Thema beschäftigt. Doch die Zeit drängt: Schäfermeier erwartet, dass der Deckel im April oder Mai diesen Jahres erreicht sein wird. Wer danach eine PV-Anlage in Betrieb nimmt, erhält keine Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mehr, sondern muss mit dem Börsenstrompreis zurecht kommen. In den allermeisten Fällen rechnet sich das nicht.

Auch für den PV-Experten der Energie.Agentur Carl-Georg von Buquoy ist das Nicht-Handeln der Bundesregierung ein Unding. „Wir brauchen jetzt einen Beschluss, der zeigt, wie es weitergeht. Die Branche fällt sonst in ein Loch“, sagte er. Arbeitsplätze und Fachwissen seien gefährdet.

Wichtige Rolle in der Energiewende

Trotz aller politischen Schwierigkeiten schrieb von Buquoy der Photovoltaik eine wichtige Rolle im Rahmen der Energiewende zu. Bis zum Jahr 2040, sagte er, werde sich der Strombedarf in Deutschland mindestens verdoppeln. Deshalb müsste jeder sinnvoll mögliche m2, egal ob auf dem Dach oder in der Freifläche, mit Photovoltaik-Modulen belegt werden.

An Interessenten, die neue PV-Anlagen bauen möchten, mangelt es nicht. Ob eine Investition zukünftig noch wirtschaftlich ist, hängt von den Taten der Bundesregierung ab. Blieben die PV-Stromerlöse auf dem Niveau der heute geltenden EEG-Regeln (Stand Januar 2020), ließen sich sowohl Auf-Dach als auch Freiflächenanlagen wirtschaftlich darstellen. Im Moment ist allerdings offen, was kommt.


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