Corona-Pandemie

Corona: Was passiert auf den Agrarmärkten?

Die Corona-Pandemie hat erhebliche Auswirkungen auf die Agrarmärkte und führt zu kurzfristigen Schockreaktionen. Der Deutsche Bauernverband hat einen Statusbericht verfasst.

Mittelfristige Marktwirkungen durch globale Rezession halten Marktexperten vom Deutschen Bauernverband (DBV) für wahrscheinlich.

Was passiert auf dem Milchmarkt?

Die Inlandsfrage nach Milchprodukten, wie Konsummilch, Sahne, Butter oder Schnittkäse im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist stark vom Coronavirus-Geschehen beeinflusst. Vor allem lagerfähige Produkte sind gefragt. Die Nachfragerückgänge aus dem Bereich Gastronomie werden so kompensiert. Die Verlagerung der Nachfrage ist eine logistische Herausforderung für die Molkereien.

In China gibt es immer noch Logistikprobleme. Bis vor Kurzem standen in den chinesischen Häfen viele Entladungskapazitäten nicht zur Verfügung. Das hat zur Folge, dass die Logistik weltweit ins Stocken gerät. China ist der wichtigste Importeur von Molke-, Mager- und Vollmilchpulver, die EU ist der wichtigste Exporteur dieser Produkte. Auch wenn sich die Lage entspannen soll, sind die Kosten für Container und Frachten gestiegen.

Auch im EU-Binnenmarkt gibt es Logistikprobleme. Obwohl der Warenverkehr frei ist, kommt es an den Grenzen durch Personenkontrollen zu Staus und Wartezeiten. LKW-Fahrer sind außerdem knapp.

Vor allem kleine Molkereien in Italien sollen die Milchverarbeitung eingestellt haben. Italien ist aber wichtigster Abnehmer deutscher Rohmilch. Die nicht verarbeiteten Rohstoffe belasten nun insbesondere die Spotmärkte.Die Milcherzeugerpreise liegen aktuell bei etwa 33 Cent/kg. Die Aussichten für die kommenden Wochen und Monaten haben sich verschlechtert. Die Notierung der EEX für die nächsten Monate für Milch liegt bei 29 Cent/kg. Magermilchpulver in Lebensmittelqualität wurde diese Woche für 2350 €/t gehandelt. Für April liegt die Notierung bei 1900 €/t Magermilchpulver.

Markt für Fleischerzeugnisse

Schlachtschweine: Die Nachfrage nach Schlachtschweinen hat regional abgenommen. Gleichzeitig kommt es zu vorgezogenen Verkäufen von Mästern, da die Verunsicherung über weitere Absatzmöglichkeiten groß ist. Schätzungsweise ebben die "Panikverkäufe" aber schnell wieder ab. Die VEZG-Preisempfehlung lag am 18. März bei 1,89 €/kg Schlachtgewicht.

Die Nachfrage nach Frischfleisch und Verarbeitungsfleisch für die Wurstindustrie ist weiterhin groß. Voraussichtlich sind die Vorräte in den Haushalten aber irgendwann aufgefüllt. Der Außer-Haus-Verzehr wird deutlich rückläufig und die Nachfrage der privaten Haushalte über den LEH wird sich erhöhen.

Schlachtrinder: Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie rechneten Experten mit steigenden Preisen. Nun herrscht eine deutliche Verunsicherung auf dem Markt. Seit Mitte März stocken die Warenströme von Rindfleisch aus Deutschland nach Italien, Frankreich und Spanien. Der eingeschränkte Außer-Haus-Verzehr trifft den Markt für Rindfleisch besonders hart. Großer Preisdruck ist die Folge. Für Schlachtkühe finden Landwirte kaum noch Abnehmer. Auch die Frage nach der Verfügbarkeit von Arbeitskräften aus anderen EU-Staaten fügt für Unsicherheiten in der Schlacht- und Verarbeitungsindustrie.

Geflügel und Eier: Verbraucher haben hohes Interesse an Geflügelfleisch aus dem LEH. Die Nachfrage kompensiert den Rückgang des Außer-Haus-Verbrauchs. Auch die Nachfrage nach Eiern ist im LEH gewachsen, vor allem für gefärbte Ware. Das Angebot deutscher KAT-Ware ist knapp. Für den LEH müssen mehr Eier in Kleinverpackungen bereitgestellt werden.

Getreide und Ölsaaten

Getreide und Ölsaaten werden weltweit gehandelt. Das Corona-Virus äußert sich in Form von rückläufigen Terminmarktnotierungen. Damit gaben auch die Erzeugerpreise nach und die Märkte kamen zeitweise zum Erliegen. In den vergangenen Tagen gibt es aber einen gegenläufigen Trend: Die steigende Verbrauchernachfrage nach Weizenprodukten zeigt Auswirkungen auf die Verarbeitungsindustrie und deren Nachfrage nach Rohstoffen.

Obst und Gemüse

  • Äpfel: Große Nachfrage, Preise steigen leicht. Die Marktversorgung reicht wahrscheinlich bis zur Ernte im August.
  • Lagergemüse: Die Marktversorgung reicht bis Mai.
  • Die Preise von Gemüse aus Italien und Spanien steigen.
  • Unsicherheiten: Heimische Gemüsebetriebe sorgen sich um Saisonarbeitskräfte. Derzeit ist ungewiss, wie die Arbeit auf den Feldern erledigt werden soll. Die Politik ist am Zuge, die Einreise von Saisonarbeitskräften aus Polen und Rumänien aufrechtzuerhalten und Anreize für deutsche Arbeitskräfte zu schaffen.
  • Kartoffeln: Die Nachfrage aus Privathaushalten nach Speisekartoffeln bleibt schätzungsweise rege und führt zu leicht steigenden Preisen. Voraussichtlich müssen Lager geöffnet werden.

Energie und Düngemittel

Von den zugekauften Betriebsmitteln entfallen etwa 5 Mrd. € auf Energie und Düngemittel. Die Rohölpreise liegen um mehr als die Hälfte unter dem Stand von Dezember und Januar. Neben den wirtschaftlichen Folgen des Virus drückt der Preiskrieg der führenden Ölstaaten Saudi-Arabien und Russland den Ölmarkt.