Corona-Krise
Corona lässt die Saisonbetriebe bangen
Das Bundesinnenministerium hat die Einreise für ausländische Erntehelfer gestoppt. Gerade für Sonderkulturbetriebe ist das katastrophal.
Seit gestern ist klar: Spargelanbauer, aber auch alle anderen Sonderkulturbetriebe müssen vorerst auf viele Erntehelfer verzichten. Das bedeutet: Es gibt nicht nur große Herausforderungen für die unmittelbare Ernte, sondern auch für die anstehenden Pflanzarbeiten.
Das sieht auch Anke Knaup, Geschäftsführerin der Vereinigung für Spargelanbauer Westfallen-Lippe, so. „Wir sind schockiert von der Mitteilung, dass das Bundesinnenministerium die Einreise fast aller ausländischen Saisonarbeitskräfte gestoppt hat“, erklärt Knaup im Gespräch mit dem Wochenblatt. „Da ist es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis das Einreiseverbot für polnische Erntehelfer folgt.“
Bedenken bei Online-Plattformen
Die Sonderkulturbetriebe sind auf die Unterstützung der Erntehelfer angewiesen. Zwar gibt es derzeit schon einige Portale, die Betriebe und Arbeitssuchende zusammenbringen sollen. Dennoch hat die Geschäftsführerin einige Bedenken: Sind sich die Arbeitssuchenden über die körperlichen Belastungen der Arbeit bewusst? Sind sie mobil genug, um zu den teils sehr abseits liegenden Höfen und Feldern zu gelangen? Außerdem bleibt die Frage: Für welchen Zeitraum können die Betriebsleiter mit den Kurzarbeitern, Schülern und Studenten etc. rechnen?
Besorgte Betriebe mit anstehenden Pflanzarbeiten
Zusätzlich zur aktuellen Erntesituation ergeben sich noch weitere Probleme. Auch die Pflanzarbeiten funktionieren nicht ohne Erntehelfer. „Große Sorgen machen wir uns auch um die Betriebe, die zur Zeit ihr Gemüse pflanzen müssen. Hier kann womöglich die Grundlage für die nächste Saison nicht geschaffen werden“, so Knaup. Für die Spargelanbauer bleibt der kleine Hoffnungsschimmer, dass sich die Ernte aufgrund der Kaltwetter-Prognose verzögert und sich die Situation bis zur Haupternte etwas entspannt.
Schutzmaßnahmen vor Ort
Aber nicht nur die Einreisebeschränkungen für die Erntehelfer zehren gerade an den Nerven der Betriebsleiter. Sie müssen auch vorsorgliche Schutzmaßnahmen für die Unterbringung ihres Personals ergreifen. Dabei zeigen sich viele Betriebsfamilien sehr kreativ, berichtet Knaup. Ein- bis Zweibettzimmer werden organisiert, das Einkaufen übernehmen die Familien oder Lieferservices des Lebensmitteleinzelhandels. Kleingruppen, die gemeinsam zur Erntehilfe anreisen, arbeiten zusammen und bekommen beispielsweise einen gleichfarbigen Hut. So können die Betriebe eine Distanz zwischen den Arbeitskräften gewährleisten.
Trotz dieser vielen Ideen bleiben den Produzenten weitere Fragen: Dürfen sie ihre Ware – wie sonst üblich – auch in den nächsten Monaten an den Einzelverkaufsständen vermarkten? Und wie entwickelt sich das Kaufverhalten der Leute? Zeigt sich der Lebensmitteleinzelhandel solidarisch und kauft vom Landwirt nebenan?
„Wir können nur hoffen und an die Politik appelieren, dass das Einreiseverbot so schnell wie möglich aufgelöst wird. Derzeit können wir nur von Tag zu Tag denken“, sagt die Geschäftsführerin.