Chemischer Pflanzenschutz: Um Wirkstoffe kämpfen

Agrarchemie wie Landwirte können die Akzeptanz des chemischen Pflanzenschutzes verbessern. Dazu gehört auch ein guter Ackerbau.

Die Referenten eines Fachsymposiums der Nufarm Deutschland GmbH in der vorvergangenen Woche in Stadthagen wagten einen Ausblick auf den Pflanzenschutz im Jahr 2040: Der chemische Pflanzenschutz in der heutigen Form wird wohl an Boden verlieren, aber trotzdem seine Berechtigung behalten. Ein fachlich fundierter Ackerbau ermöglicht einen geringeren Pflanzenschutzmittel-Einsatz, was die Gesellschaft sicherlich gutheißt.

Dauerthema Glyphosat

Dr. Manfred Konradt, Nufarm Europe, hält Glyphosat für einen nach wie vor wichtigen Wirkstoff ohne Alternativen in näherer Zukunft, der seit 40 Jahren intensiv untersucht wird. Konradt weist darauf hin, dass Glyphosat dabei hilft, Unkrautprobleme bei der konservierenden Bodenbearbeitung zu verringern. Mit diesem Verfahren sparen die Landwirte seiner Meinung nach nicht nur Diesel, sondern fördern auch den Humusaufbau, so wird der Boden zu einer sehr wichtigen CO2-Senke.

Konradt hofft, dass Glyphosat seine Zulassung behält, vielleicht mit einer reduzierten Aufwandmenge pro Hektar und in veränderter Formulierung des Mittels.

Fuchsschwanz im Griff?

Ackerfuchsschwanz, vor allem resistenter, ärgert viele Ackerbauern auf schweren Böden. In dieser Hinsicht besonders gebeutelt sind die Schleswig-Holsteiner. Deshalb war es wertvoll zu hören, was die Beraterin Manja Landschreiber von der Landwirtschaftskammer dort zu dem Thema empfiehlt:

  • Strohstriegel nach dem Dreschen lassen Fuchsschwanz als Lichtkeimer gut auflaufen. Selbst Kurzscheibeneggen arbeiten oft zu tief.
  • Zuckerrüben, Mais, Ackerbohnen oder Raps eignen sich für das Hacken, Bandspritzungen verringern die Aufwandmengen ebenfalls.
  • Ein Walzen nach der Saat verhindert ein späteres Auflaufen aus aufbrechenden Kluten.
  • Zwischenfrüchte müssen dazu beitragen, das Samenpotenzial im Boden zu verringern.
  • Die Herbizide in der gesamten Fruchtfolge sollten sich an dem Resistenzstatus des Fuchsschwanz ausrichten. Im Mais ist es sinnvoll, nur Herbizide ohne ALS-Hemmer einzusetzen (Wirkstoffklassenwechsel mit geringer Resistenzgefahr).
  • Angepasste Saattermine können den Fuchsschwanzauflauf im Herbst verringern. Allerdings müssen die Saaten den Boden im Winter gut bedecken, damit der Lichtreiz gering ist. Das erfordert ausreichende, vielleicht etwas erhöhte Saatmengen. Sorten mit breiten, flach gestellten Blättern wirken ebenfalls positiv.
  • Sommerungen haben viele Vorzüge und sind in Fruchtfolgen oft konkurrenzfähig. Bei der Saat kommt es darauf an, möglichst wenig Boden zu bewegen und ihn schnell zu beschatten.

Landschreiber möchte auf den chemischen Pflanzenschutz nicht verzichten. Sie sieht ihn als wichtiges ergänzendes Werkzeug an, das notwendig wird, wenn die ackerbaulichen Maßnahmen an Grenzen stoßen. Die Expertin sieht zwar keine Patentrezepte ­ge-gen Ackerfuchsschwanz, rät aber, gerade auf stark verseuchten Flächen mit der energischen Gegenwehr zu beginnen, und zwar jetzt. Landwirte sind deshalb gefordert, sich flexibel auf die verschiedenen Situationen einzustellen.

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