Die Biofach in Nürnberg ist die Weltleitmesse des Biolandbaus. Während im Gründungsjahr 1997 der Messe 197 Aussteller und rund 2500 Besucher kamen, waren es in diesem Jahr fast 3800 Aussteller aus 110 Ländern und über 47.000 Fachbesucher. Nur ein Viertel der Aussteller kommt aus Deutschland.
Nordrhein-Westfalen war in Nürnberg stark vertreten. Am Gemeinschaftsstand des Landwirtschaftsministeriums beteiligten sich 48 kleine und mittelständische nordrhein-westfälische Unternehmen der Biobranche entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Ökolandbau legt zu
Der Biosektor hat 2019 nochmals deutlich zugelegt, stellte Diana Schaack von der AMI fest. Mit knapp 34.000 Biobetrieben ist die Erzeugung nochmals um etwa 6 % auf insgesamt rund 12 % aller Betriebe gewachsen. In der Fläche gab es sogar ein Wachstum von 6,7 % auf nunmehr über 1,6 Mio. ha deutschlandweit. Das entspricht etwa 10 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland. Gleichzeitig habe sich aber auch der Absatz entwickelt, auf knapp 12 Mrd. € Gesamtumsatz. Während im Naturkosthandel ein Zuwachs von 8,4 % zu verbuchen war, lag das Wachstum im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) bei 11,4 %. In nahezu allen Produktbereichen gab es ein deutliches Wachstum. Besonders hoch war das Wachstum bei Obst, Eiern und Milchprodukten.
Gleichwohl, so Schaack, konnte der Absatz nicht Schritt halten mit dem Wachstum auf der Erzeugerseite. Daher ist in einigen Produktsparten auch erstmals seit Jahren ein gewisser Preisdruck entstanden. Durch die Substitution der teilweise erheblichen Importmengen konnte dem allerdings auch entgegengewirkt werden.
Markt mit Potential
In den Messehallen war die Dynamik im Biomarkt spürbar. Nahezu alle Aussteller berichteten von guten Handelsgesprächen und meist konkreten Geschäftsabschlüssen. Gleichwohl wurde diskutiert, wie viel Potenzial der Biomarkt bietet und was zu seiner Entwicklung erforderlich ist. Für Volker Krause, Inhaber der Bohlsener Mühle und Vorstand im Bundesverband Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), geht es im Kern um eine Förderung und einen Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten mit einer starken handwerklichen Verarbeitung. „Wir dürfen nicht die gleichen Fehler der konventionellen Lebensmittelwirtschaft wiederholen“, warnte der Unternehmer. Die Politik müsse mehr die Verarbeitung in den Blick nehmen und zielgerichtete, pragmatische Förderprogramme auflegen. Damit würde nicht nur ein Handel auf Augenhöhe gefördert, sondern auch eine sinnvolle Entwicklung der ländlichen Räume durch mehr Arbeitsplätze, Verbleib der Wertschöpfung in der Region, Schutz von Umwelt und Klima sowie Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft.
Die dänische Regierung ist seit vielen Jahren dabei, den Ökolandbau durch konkrete Wirtschaftsförderung zu unterstützen. „Die ehrgeizigen Ziele zur Reduktion der Klimagase sind nur über eine Umstellung der Landwirtschaft zu erreichen“, führte der dänische Landwirtschaftsminister Mogens Jensen aus. Dazu habe die Regierung bislang fünf konkrete Aktionspläne umgesetzt und unter anderem Biolebensmittel in der öffentlichen Verpflegung eingeführt. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner berichtete, dass auch sie die Stärkung von Biolebensmitteln in der Außer-Haus- Verpflegung, aber auch die Förderung von Wertschöpfungsketten im Bundesprogramm Ökolandbau unterstütze. Außerdem werde die Bundesregierung ihre Nachhaltigkeitsstrategie überarbeiten und dabei, so Klöckner, „spielt der Ökolandbau eine wichtige Rolle“.
„Bio allein reicht nicht“
Beim Biofach-Kongress wurde diskutiert, sowohl, wie der Biomarkt nachhaltig entwickelt werden kann, aber auch, welche Herausforderungen die ökologische Erzeugung und Verarbeitung in Zukunft zu meistern hat. Dabei ging es auch um die Revision der EU-Öko-Verordnung. Die Fachleute waren sich einig, dass die meisten Regelungen der alten Verordnung entsprechen und dort, wo es Veränderungen gibt, Schlimmstes verhindert werden konnte.
Für zahlreiche Experten kann sich der Biomarkt künftig nur dann gut entwickeln, wenn er höchsten Anforderungen an eine klimaschonende Erzeugung mit einem hohen Maß an Arten-, Tier- und Umweltschutz sowie sozialen Standards gerecht wird. „Bio allein reicht nicht“, war beispielsweise der Tenor eines Forums mit Volkert Engelsman (EOSTA BV), Klaus Braun (Unternehmensberater) und Kathrin Jäckel (Vorstand BNN). Es bedarf einer stetigen Entwicklung der Standards und deren nachweisbarer Bewertung.
Mehr zum Thema: