Zukünftig muss auch die Landwirtschaft einen Beitrag zur CO2-Einsparung und damit zum Klimaschutz leisten. Ansatzpunkte können die Vergärung und energetische Nutzung von Wirtschaftsdüngern sowie der Einsatz von Biokraftstoffen sein. Beide Themen waren Inhalt der NRW-Biokraftstofftagung, die in der vorvergangenen Woche im Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse stattfand.
Technik ist vorhanden
„Die Landwirtschaft hat eine große Chance: Durch die Nutzung eigener Biokraftstoffe kann sie ihren energiebedingten Treibhausgasausstoß senken“, sagte Dr. Edgar Remmele vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) Straubing. Technik ist vorhanden:
- Seit 2018 setzt Haus Düsse einen Rapsölschlepper ein. Nach Anfangsschwierigkeiten läuft der Schlepper nun gut.
- Bereits mehr als 1700 Betriebsstunden im Praxiseinsatz hat ein (umgebauter) Schlepper mit einem 89-kW-Gasmotor auf dem Zähler. Mit diesem Schlepper erprobt die Deutz AG den Gasantrieb. Die Leistung des Schleppers ist mit der Dieselvariante vergleichbar. Einziger Nachteil: Die Reichweite bzw. Einsatzzeit liegt nur bei rund 55 % im Vergleich zum Dieselbetrieb.
- Die Bayerischen Staatsforsten setzen in Wasserschutzgebieten einen mit Rapsöl betriebenen Forst-Harvester ein. „Einziger Knackpunkt ist der Kaltstart“, berichtete Remmele. Rapsöl wird bei niedrigen Temperaturen zähflüssig bis starr. Eine dieselbetriebene Standheizung kann dieses Problem jedoch relativ einfach lösen.
Die Einsparungen von Treibhausgas (THG)-Emissionen im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen sind in allen Fällen hoch: Beim Rapsöl-Harvester sinken sie um mehr als 85 %. Der Gas-Schlepper kann mit Biomethan betrieben sogar nahezu CO2-neutral fahren. In der landwirtschaftlichen Praxis verbreitet ist der Einsatz von Biokraftstoffen jedoch nicht.
Es ist schwer, den Gasschlepper in den Markt zu bekommen, meinte Klaus-Peter Bark, Deutz AG. „Was muss zuerst da sein? Das Produkt oder die Nachfrage?“, fragte er. Auf der anderen Seite stand Kritik an Politik und Deutschem Bauernverband (DBV) im Raum: „Die Ölmühlen waren schon einmal da und hatten dann aufgrund von politischen Änderungen keine Chance mehr“, schilderte ein Teilnehmer. Ein anderer fragte: „Warum hat der DBV nicht längst den Einsatz von Biokraftstoffen vorangetrieben?“
Gasfahrzeuge, sagte Hendrik Becker, Vizepräsident des Fachverbandes Biogas, sind bei der CO2-Bilanzierung ganz vorne. Nach einer VW-Studie liegt der CO2-Austoß je km für einen Golf mit einer Laufleistung von 200.000 km je nach Kraftstoff unterschiedlich hoch: Benzin 173 g, aktueller Strommix 143 g, Diesel 141 g, Erdgas 130 g, 100 % erneuerbarer Strom 60 g und 100 % Bio-CNG 49 g. „Wird das Biomethan durch Mist- oder Güllevergärung gewonnen, wird der CO2-Ausstoß sogar negativ“, erklärte Becker. Dies liegt daran, dass die Vergärung den Ausstoß der Klimagase Methan- und Lachgas bei der Lagerung vermindert.
Biomethan aus Gülle
Ein Geschäftsmodell für Betreiber von Biogasanlagen könnte die Aufbereitung von Biogas zu Biomethan spätestens dann werden, wenn die Erneuerbare-Energien- Richtlinie RED II der EU ab 2021 in deutsches Recht umgesetzt ist. Dann müssen Inverkehrbringer von Kraftstoff hohe Strafzahlungen (470 €/t CO2) leisten, wenn sie die vorgegebenen THG-Minderungsziele nicht erreichen. „Schon heute setzt sich der Erlös für Biomethan aus dem Produkterlös (etwa 2 Cent/kWh) und dem Erlös für den Verkauf der THG-Quote (rund 4 Cent/kWh) zusammen“, sagte er. Zukünftig wird der THG-Quotenpreis vermutlich steigen, sodass es möglich werde, die Produktionskosten von Biomethan (5 bis 8 Cent/kWh) zu decken.
- Eine Möglichkeit, Biomethan kostengünstiger als Kraftstoff für die Landwirtschaft zu produzieren, stellte Abdessamad Saidi von der Technischen Hochschule Ingolstadt vor. Motoren können auch dann mit Biogas betrieben werden, wenn dieses noch bis zu 25 % CO2 enthält. Diese unvollständige Reinigung ist wesentlich kostengünstiger als die Aufbereitung auf Erdgasqualität. Sie könnte auch für kleinere Biogasanlagen eine Option sein. Diese könnten ihren eignen sowie die Betriebe von Nachbarn mit dem Kraftstoff Biomethan versorgen.
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