"Wir werden mit Biogas eine bessere Energiewende haben.“ Auf diese Botschaft, die Frank Bonaldo, Referatsleiter im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mitbrachte, haben viele Mitglieder der Biogasbranche sicher schon lange gewartet. In Nürnberg sprach Bonaldo im Rahmen der 29. Biogas Convention & Trade Fair (früher Jahrestagung des Fachverbandes Biogas), die von Dienstag bis Donnerstag vergangene Woche mit Vorträgen, Workshops und Ausstellung stattfand. Dabei sparte er nicht an Lob, Zuversicht und Superlativen. Einziger Haken: Feste Zusagen wollte und konnte er nicht machen. Im Gegenteil setzte er auf die Selbstverantwortung der Branche.
Biomethan als Kraftstoff
„Biogas und Biomethan bieten zurzeit die günstigste Möglichkeit im Verkehrssektor CO2 einzusparen“, betonte der Experte. Damit gehört Biomethan aus Sicht des BMWi auf jeden Fall ein fester Platz im Kraftstoffmix der Zukunft. Die wichtigsten Gründe:
- Die von der Bundesregierung gesetzten Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen wird schwierig. Seit 1990 sind die Treibhausgas (THG)-Emissionen im Verkehrsbereich kontinuierlich gestiegen. Nun sollen sie bis 2030 um 70 Mio. t auf 95 bis 98 Mio. t CO2 pro Jahr sinken. Allein mit E-Mobilität, so Bonaldo, wird das nicht möglich sein. Das BMWi setzt deshalb nun (auch) auf gasförmige Energieträger.
- Sowohl die für Gas benötigte Fahrzeugtechnik als auch die Kraftstoff- bzw. Energiekosten seien im Vergleich zu E-Mobilität bzw. Brennstoffzelle preiswerter.
- Mit steigendem CO2-Preis gewinnt Biomethan weiter. Und zwar insbesondere dann, wenn es aus Rest- und Abfallstoffen gewonnen wird. Wird Biomethan zum Beispiel aus Gülle (abgedecktes Gärrestlager) gewonnen, beträgt der ansetzbare CO2-Ausstoß je MJ minus (!) 100 g.
„Neue Währung heißt CO2“
Genau diesen Vorteil hob auch Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas, hervor. „Die neue Währung heißt CO2“, sagte er. Aufgrund der guten THG-Bilanz sei es schon heute möglich, mit Biomethan Geld zu verdienen. Und zwar nicht nur mit der enthaltenen Energie, sondern mit dem CO2-Quotenwert des Energieträgers.
Schon heute müssen Inverkehrbringer von Kraftstoffen den THG-Ausstoß ihrer Kraftstoffe senken. Erfüllen sie die Anforderungen nicht, drohen Strafzahlungen. So bekommt die CO2-Quote einen Preis. Zurzeit ist ein Quotenwert von rund 150 €/t CO2 realistisch. Umgerechnet auf die kWh sind das, legt man die CO2-Werte der EU-Erneuerbare-Energien-Richtlinie RED II zugrunde, bei Biomethan aus 80 % Gülle und 20 % Mais rund 5,56 Cent und bei Biomethan aus 100 % Gülle sogar 10,3 Cent.
In Zukunft mit steigenden CO2-Preisen und steigenden Anforderungen durch die RED II wird der Wert von Biomethan aus Gülle steigen. Seide zeigte sich völlig sicher, dass in der Biomethanproduktion eine Chance für die Biogasbranche liegt. Er spornte seine Zuhörer an: „Ihr schafft es euer Gas durch den Tankrüssel zu bekommen. Kümmert euch um die Vermarktung.“
Was will die Regierung?
Doch ist all die Zuversicht auch begründet? Während das BMWi und die Biogasbranche Biokraftstoffe durchweg positiv bewerten und die Potenziale nutzen möchten, nimmt das Bundesumweltministerium einen vollständig anderen Standpunkt ein und lehnt Biokraftstoffe komplett ab. Noch ist die kontroverse Diskussion innerhalb der Bundesregierung lange nicht beendet.
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