Als Frau auf dem Hof

Betriebsleiterin und Mutter

Anna-Lena Menkhaus führt den Betrieb ihres Mannes. Immer mit dabei ist der 20 Monate alte Pepe. Betrieb und Kind – keine leichte Herausforderung.

Morgens um sieben Uhr gibt es Frühstück: Anna-Lena Menkhaus sitzt gemeinsam mit ihrem Sohn Pepe bei den Schwiegereltern Berthold und ­Elke Menkhaus am Tisch. Fabian Menkhaus, der Mann von Anna- Lena Menkhaus, ist schon nach Olden­burg zur Arbeit gefahren.

Eingeheiratete Chefin

2011 haben sich damals noch ­Anna-Lena Baumann und Fabian Menkhaus im landwirtschaftlichen Studium in Osnabrück kennengelernt. Seit fünf Jahren lebt die junge Frau nun mit auf dem Betrieb ihres Mannes in Bramsche bei Osnabrück.

Anna-Lena fühlt sich wohl in der praktischen Landwirtschaft. (Bildquelle: Schmidtmann)

Auf ein Masterstudium hatte die 31-Jährige damals keine Lust, sie wollte gerne in die Praxis. Fabian Menkhaus hingegen wollte sein Masterstudium absolvieren. Also entschloss das Paar kurzerhand: Anna-Lena Menkhaus geht mit auf den Betrieb mit Fresseraufzucht zu den Schwiegereltern und ­Fabian Menkhaus studiert weiter. So ist es bis heute: Sie ist Betriebsleiterin und ihr Mann Betriebsinhaber. Sie macht den Hof, er geht außer Haus bei der Landwirtschaftskammer in Oldenburg arbeiten.

Sohn Pepe hält auf Trab

Das Ehepaar hat einen gemeinsamen 20 Monate alten Sohn, Pepe. Er begleitet seine Mutter bei der täglichen Arbeit. Beim Füttern hat der kleine Junge, im grünen Anzug und Treckermütze auf dem Kopf, seinen eigenen Spieltrecker mit Frontladerschaufel. Konzentriert lädt er Kraftfutter ein und bringt es den Kälbern. Dabei beobachtet er genau seine Mama, die den Kälbern das Kraftfutter aus dem Eimer zuteilt. Beim Treckerfahren sitzt Pepe entweder bei seinem Opa, Berthold Menkhaus, auf dem Schoß oder bei seiner Mutter. Mit dabei sind immer die neongelben Ohrenschützer gegen den Lärm.

Nach dem Frühstück geht es raus. Beim Füttern hilft die Festangestellte Aileen Strößner. „Bisher hatten wir Auszubildende, aber mit Pepe brauche ich mehr Flexibilität. Und wer keine Zeit hat zum Ausbilden, sollte das meiner Meinung nach auch nicht tun“, erklärt die Landwirtin. „Auf Aileen kann ich mich verlassen, notfalls kann ich einen Gang weniger durch den Stall machen. Mit dem Kurzen schaffe ich nicht immer, was ich mir vornehme.“

Anna-Lena Menkhaus bekommt bei der täglichen ­Arbeit Hilfe von ihrem Sohn Pepe. Er ist gerne mit draußen, aber fordert auch volle Aufmerksamkeit. (Bildquelle: Schmidtmann)

Pünktlich um 12 Uhr gibt es Mittagessen. Dafür ist Elke Menkhaus zuständig. Danach macht Pepe Mittagsschlaf und die junge Mutter geht nach ihrer Mittagspause ins Büro. „Ich bleibe so lange drin und mache die Arbeit am Schreibtisch, bis Pepe wieder wach ist, dann gehen wir gemeinsam raus.“ Von 16 bis 18 Uhr wird nochmal gefüttert, dann ist die Stallarbeit beendet und Feierabend.

Berührungsängste mit den Kälbern hat der 20-Monatige zum Glück nicht. Er ist immer tatkräftig dabei und greift auch mal selbst zum Besen. „Trotzdem muss ich immer ein Auge auf ihn haben. Auf einem Hof lauern auch viele Gefahrenstellen“, ist sich Anna-Lena Menkhaus ihrer Verantwortung bewusst. Kälber und Sohn fordern ihre volle Aufmerksamkeit.

Gutes Händchen für Kälber

Anna-Lena Menkhaus hat ihre Fresser gut im Griff: Gutes Management und viel Arbeit machen sich bezahlt.

Familie Menkhaus bewirtschaftet 80 ha landwirtschaftliche Fläche und 20 ha Forst. Hauptstandbein des Betriebes ist mit 350 Plätzen die Fresseraufzucht. Im Jahr verkaufen sie etwa 1130 Fresser. Außerdem gehören 500 Mast­plätze für Schweine und 65 für Bullen zum Betrieb.

Bei den Kälbern besteht eine Gruppe aus 100 Tieren, darunter 80 % Fleckvieh- und 20 % Kreuzungskälber. „Die Tiere sind bei ihrer Ankunft zwischen 30 und 40 Tage alt und wiegen in etwa 80 kg“, so Anna-Lena Menkhaus. Alle neuen Tiere kommen auf die Diele, dort stehen sie auf Stroh im Laufstall. Am Tag ihrer Ankunft bringt die Betriebsleiterin jedes einzelne Kalb zum Förster-Tränkeautomaten. Beim ersten Tränken beugt sie sich über die Kälber und schert drei Bahnen mit der kabellosen Schermaschine über den Rücken der Tiere.

Schur gegen Schweiß

„Die Kälber kommen teilweise direkt von der Weide oder aus den Kälberiglus. Sie haben viel Fell und Stress, wenn sie ankommen. Schwitzen sie dann, werden sie krank.“ Auf der Diele ist es relativ warm. „Die Tiere können über den Rücken abschwitzen, das hilft. Außerdem erkenne ich auch die ungewollten Mitbewohner im Fell.“ Sie verabreicht den Kälbern eine Pour-on-Wurmkur über den Rücken.

Anna-Lena Menkhaus schert die Kälber, wenn sie auf den Hof kommen. Dann schwitzen sie weniger und erkälten sich nicht so schnell. (Bildquelle: Schmidtmann)

Am zweiten Tag werden die Kälber intranasal gegen BRSV und am sechsten Tag ­gegen Kälbergrippe geimpft. Die dritte Impfung, ebenfalls gegen Kälbergrippe, folgt zwischen dem 28. und 32. Tag. „Das ist zwar sehr teuer und aufwendig, aber wir fahren mit drei Impfungen deutlich besser als mit zweien. Wir haben weniger Probleme mit BRSV.“

Stroh mit guter Qualität

Alle paar Tage wird mit einer Einstreumaschine eingestreut. Nach dem Streuen ist die Luft grau, überall fliegen kleine Strohpartikel durch die Luft, die Tiere sind voller kurzer Strohhalme. Sie schieben das frische Stroh munter mit dem Kopf von links nach rechts. Nach wenigen Minuten hellt sich die Luft auf. Man kann wieder frei durch die Nase atmen. „Wir dachten, dass die Kälber den Staub nicht vertragen, aber das geht erstaunlich gut“, erklärt die Landwirtin. Ihre Mitarbeiterin fügt hinzu: „Das Stroh muss natürlich von guter Qualität sein. Wir merken sofort, wenn es mal staubiger ist.“

Alle paar Tage bekommen die Fresser mit dem Einstreugerät frisches Stroh. (Bildquelle: Schmidtmann)

Die täglichen Zunahmen liegen bei 1111 g pro Tier und Tag. „Da ist noch Luft nach oben, aber wir füttern günstig und haben fast keine Verluste.“ Die Kälberverluste liegen bei 0,9 %.

Besonderes Hygienemanagement

Menkhaus ein besonderes Hygienemanagement in ihren Betrieb integriert. Vor jedem der Ställe steht ein Spind mit Gummistiefeln, auch für die Viehhändler. Außerdem sind Einweghandschuhe, Fieberthermometer, Überzieher und Spritzen in den Schränken. „Sobald wir zu den Kälbern in den Stall gehen, auch wenn es nur zum Tränkesaubermachen ist, ziehen wir die jeweils zum Stall gehörigen Stiefel an. Wenn wir nur über den Futtertisch gehen, nicht“, erklärt die Landwirtin. „Das ist zwar manchmal nervig und wir mussten uns erst daran gewöhnen. Aber inzwischen hat es sich automatisiert.“ Seitdem haben sie weniger Probleme mit Kokzidien und anderen übertragbaren Krankheiten.

Vor jedem Stall ­befindet sich so ein Spind. Das Hygienemanagement zeigt Erfolg in der Tiergesundheit. (Bildquelle: Schmidtmann)

Zum Hygienemanagement gehört ebenfalls das konsequente Rein-Raus-Verfahren alle fünf bis sechs Wochen in allen Ställen. Wenn die Kälber aus dem Stall sind, wird ausgemistet, gewaschen und desin­fiziert. Außerdem steht der Stall mindestens fünf Tage leer.