Bestes Wasser für 0,6 Cent/m3

Eine Win-Win-Situation für alle: Wasserverbände und 270 Landwirte im Bergischen Land feiern neben ihrer 25-jährigen Kooperation auch einen Nitratwert von nur noch rund 10 mg Nitrat im Talsperrenwasser.

Es war es keine Liebesheirat. Doch was die Partner nach 25 Jahren erreicht haben, verdient Respekt und Anerkennung. Das in den Talsperren des Bergischen Landes gewonnene Trinkwasser hat Nitratwerte von 8 bis 12 mg/l und liegt damit weit unter dem Grenzwert in der Trinkwasser-Verordnung (50 mg). „Sie haben ihre Bäche abgezäunt, Güllelagerraum geschaffen, bauen ihren Mais fast nur noch mit Untersaaten an. Die Kooperation ist eine Win-Win-Situation für alle.“ Mit diesen Worten lobte Kammerpräsident Karl Werring die Partner während einer Feierstunde auf dem Hof Mühlinghaus bei Wermelskirchen.

Wasser aus sechs Talsperren

Vor 25 Jahren hatten der Wupperverband, Aggerverband, die Stadtwerke Solingen, die EWR GmbH und über 200 Landwirte die Kooperation gegründet. Sie halten zumeist Milchvieh und/oder Mutterkühe und bewirtschaften Grünland im Einzugsgebiet von sechs Talsperren: Der Wupperverband etwa betreibt mit der Großen Dhünn-Talsperre die zweitgrößte Trinkwassertalsperre (81 Mio. m3) Deutschlands. Dazu kommen: Schevelinger-Talsperre, Neye-Talsperre (Reserve), Sengbachtalsperre sowie Genkel- und Wiehltalsperre.

Die Vorstände, Berater und Gäste der Wasserkooperation. Dritter von links: Kammerpräsident Karl Werring. (Bildquelle: Asbrand)

Die Verbände fördern pro Jahr etwa 80 Mio. m3 Trinkwasser für 1,5 Mio. Menschen aus den Talsperren. Weil fast nur Oberflächenwasser in die Talsperren fließt, müssen die Landwirte sehr sorgsam mit Dünger und Pflanzenschutzmitteln umgehen.

Seit Gründung der Kooperation berät und betreut Heinrich Spitz die Bauern. Der 63-jährige geht jetzt in Ruhestand und sagt. „Am Anfang waren viele Landwirte nicht gerade begeistert. Doch bereits im ersten Jahr konnten sie fast 500  000 € an Düngerkosten einsparen. Da war der Bann gebrochen.“

Förderung und Versuche

In den fünf Kooperationsgebieten (etwa 8000 ha, davon 500 ha Acker) wirtschaften rund 270 Landwirte. Sie werden von der Kreisstelle Lindlar der Landwirtschaftskammer NRW betreut. Die Kooperation bezuschusst unter anderem den Bau von Güllelagerraum, moderne Gülle-Ausbringungstechnik, die Nachsaat von Grünland, das Anlegen von Uferrandstreifen sowie die Nmin-Beprobung der Böden.

Große Beachtung finden auch die regionalen Versuche der Kooperation. „Die meisten Landwirte bewirtschaften ja Flächen inner- und außerhalb der Kooperation. Sie setzen die moderne Technik auf allen Flächen ein. Die Kooperation hat Strahlkraft in der gesamten Region“, sagte Kreisstellengeschäftsführerin Ursula Jandel.

Die Wasserverbände zahlen pro Jahr 600  000 € für die landwirtschaftlichen Fördermaßnahmen (zusätzlich übernehmen sie die Kosten für die 1,5 AK Wasserberater bei der Kammer). Umgerechnet kosten die Fördermaßnahmen damit nur etwa 0,6 Cent pro m3 Trinkwasser. Bei dieser Betrachtung spielt indes eine Rolle, dass es im Bergischen Land viel regnet (1400 bis 1600 mm/Jahr) und die Verbände große Mengen Trinkwasser in den Talsperren fördern.

Auf dem Hof Mühlinghaus wurden auch Maschinen zur gewässerschonenden Bewirtschaftung gezeigt. Hier ein Striegel mit Grassamenstreuer, den die Raiffeisen Südwestfalen an die Landwirte verleiht. (Bildquelle: Asbrand)

In der Scheune von Torsten Mühlinghaus wies Georg Wulf (Vorstand Wupperverband) auf Folgendes hin: „Trotz der Erfolge dürfen wir uns in der Kooperation nicht zufrieden zurücklehnen.“ Als neue Herausforderungen nannte Wulf multiresistente Keime im Rohwasser sowie die Tatsache, dass offensichtlich zunehmend Gülle in die Region transportiert werde. „Wir lehnen diese Transporte entschieden ab.“

Ernst-Joachim Brandt, ehrenamtlicher Vorsitzender der Kooperation, sprach seinen Berufskollegen aus dem Herzen: „Wir Landwirte haben heute doch genug Kosten und Auflagen. Mein größter Wunsch wäre: Es reicht erst einmal.“

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