Bedrohte Lebensräume in NRW

Das geht aus dem jüngsten Bericht zur Fauna-Flora-Habitat-Entwicklung (FFH) für Nordrhein-Westfalen hervor, den das Umweltministerium jetzt in Düsseldorf vorgelegt hat.

Dem Bericht zufolge ist die Situation insbesondere im nordrhein-westfälischen Tiefland (mit Niederrheinischer und Westfälischer Bucht) deutlich schlechter als im Bergland (Eifel, Sauerland, Siegerland, Bergisches Land und Weserbergland). Nach Untersuchungen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) sind rund 77 % der Lebensräume im Tiefland in einem unzureichenden oder schlechten Erhaltungszustand, allen voran nährstoffarme Stillgewässer, Moore, Wiesen, Weiden und Hartholz-Auenwälder. Im Bergland sind es hingegen nur 32 %.

Insgesamt kommen in NRW 44 verschiedene Typen von Lebensräumen von wildlebenden Arten vor. Dabei besteht ein deutlich erkennbarer Unterschied zwischen dem Erhaltungszustand im atlantischen Tiefland und im kontinentalen Bergland von Nordrhein-Westfalen. „Nach wie vor ist die Situation im Flachland deutlich schlechter“, sagte der zuständige Abteilungsleiter des LANUV, Dr. Georg Verbücheln. „Allerdings mussten wir auch in einigen Lebensräumen, die sich im Bergland befinden, eine Verschlechterung feststellen.“ Dennoch sind in diesen Regionen des Landes immerhin noch 66 % der Lebensräume in einem günstigen Erhaltungszustand.

Wie geht es den Tier- und Pflanzenarten?

Neben der Situation der Lebensräume wurden im aktuellen FFH-Bericht für NRW auch stichprobenartig Tier- und Pflanzenarten untersucht. Von den 78 untersuchten Arten befinden sich 20 % in einem unzureichenden Erhaltungszustand, weitere 40 % in einem schlechten.

Gute Nachrichten
Der aktuelle Bericht zeigt auch positive Entwicklungen bei Lebensräumen und Arten, zum Beispiel bei den Libellenarten, die an Fließgewässer gebunden sind. Mit der Grünen Keiljungfer und der Zierlichen Moosjungfer (Stillgewässer) sind zwei ehemals ausgestorbene Arten in NRW wieder neu eingewandert. Bei den Lebensräumen für wildlebende Arten konnte etwa bei der Heide oder den Kalkmagerrasen im Bergland ein besserer Zustand festgestellt werden.

In einem schlechten Zustand befinden sich vor allem Arten, die auf naturschonend genutzte Grünlandflächen angewiesen sind. Mit dem Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, dem Blauschillernden Feuerfalter und dem Skabiosen-Scheckenfalter sind Tagfalter besonders betroffen. Verschlechterte Bestandessituationen mussten etwa bei der Geburtshelferkröte und den drei Fischarten Äsche, Flussneunauge und Meerneunauge festgestellt werden. „Die Fischarten leiden insbesondere unter der nach wie vor insgesamt unzureichenden Strukturgüte der Fließgewässer“, stellte das LANUV in seinem Bericht fest.

Nach der aktuellen Roten Liste der gefährdeten Arten sind in NRW etwa 45 % der beobachteten Tier- und Pflanzenarten gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. „Das wilde NRW ist bedroht. Dieser zunehmenden Gefährdung müssen wir entgegenwirken und werden deshalb in diesem Jahr die Naturschutzpolitik neu ausrichten. Noch im ersten Halbjahr wollen wir die Eckpunkte für eine langfristige Biodiversitätsstrategie zum Schutz der Artenvielfalt vorlegen“, kündigte Remmel an.

Die Ursachen des fortschreitenden Artensterbens sind hausgemacht: Hierzu gehören dem NRW-Umweltministerium zufolge die zu intensive Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, der weiterhin kritische Zustand der Gewässer und der fortschreitende Flächenfraß. So verschwinden in NRW täglich etwa 10 Hektar an wertvollen Flächen, Brutstätten und Lebensräume für eine Vielzahl von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten.