Zeitgemäßes Bauen auf dem Land

Deutscher Landbaukultur-Preis 2018 in Berlin vergeben

Aus mehr als 80 Bewerbungen ausgewählt: Für vorbildliches Bauen auf dem Land wurden gestern abend in Berlin sieben Preisträger ausgezeichnet, davon zwei aus Westfalen.

Flach gestreckt, mit bodentiefen Fenstern und einem Faltdach mit leicht geneigten Dachflächen – anders als gewohnt präsentiert sich das Altenteilerhaus auf dem Hof Schulze Rückamp in Enniger, Kreis Warendorf, geplant vom Architekten Thomas Hartmann in Telgte. Die Bauernfamilie und der Architekt erhielten dafür am Dienstag in Berlin – nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe – einen Anerkennungspreis im Rahmen des Deutschen Landbaukultur-Preises. Die Jury rühmte die „gut gelungene Einbindung des neuen Gebäudes in ein vorhandenes regionaltypisches Ensemble“.

80 Bewerbungen

Der Wettbewerb wird alle zwei Jahre von der „Stiftung LV Münster“ des Landwirtschaftsverlages veranstaltet, unterstützt vom Bund Deutscher Architekten, dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten und dem Bauernverband. würdigt „herausragende architek­tonische Bauten auf landwirtschaftlichen Anwesen und damit das Bestreben der Bauern nach einer stimmigen Verbindung von Neuem und Altem, Wohnen und Arbeiten auf dem Land“.

Bewerben konnten sich Landwirte mit ihren Architekten oder Landschaftsarchitekten mit Bau- oder Umbauprojekten der zurückliegenden zehn Jahre. Aus mehr als 80 Bewerbungen wählte eine Jury aus Landwirten, Architekten, Landschaftsarchitekten und Agrarjournalisten die sieben Preisträger aus.

Das sind die Preisträger

Der Hauptpreis ging an Familie Stiegler aus Gonnersdorf in Mittelfranken. Nach einem Großbrand 2014 haben sie ihren zerstörten Dreiseithof im Dorf neu aufgebaut. Die Jury wertet die neue Anlage als „hervorragendes Beispiel“ für funktionales, modernes Bauen mit regionalen Materialien und dem Anspruch an ein gefälliges und harmonisches Erscheinungsbild.

Gewinner des Hauptpreises. der wiederaufgebaute Dreiseithof in Gonnersdorf. (Bildquelle: Foto: Stiftung LV Münster)

Ausgezeichnet wurden außerdem

  • der Umbau eines Heuerlingshauses in Lengerich, Kreis Steinfurt, aus dem 19. Jahrhundert: Hier würdigte die Jury „die behutsame Modernisierung mit Rücksicht auf den ursprünglichen Charakter des Hauses und auf die Nachbarschaft“;
  • der Kienzlerhansenhof von 1591 im Schwarzwald: Der denkmalgeschützte Hof sei „mit viel Fingerspitzengefühl, der Liebe zum Detail und handwerklicher Restaurierungskunst“ renoviert;
  • das Altenteilerhaus in Viechtach, Landkreis Regen: Aus einem leer stehenden Gebäude sei mit Holz, Beton, Glas und Granit „ein ansprechendes Wohnhaus“ entstanden;
  • der ökologische Sauenstall in Vollholzbauweise mit Außenauslauf im unterfränkischen Junkershausen: Die Jury hob die „vorbildliche Gestaltung“ des Neubaus sowie die Kombination des Stallbaus mit Hecken, begrüntem Dach und Besucherplattform hervor;
  • Zwei Anerkennungspreise gingen nach Enniger, wie oben erwähnt, und nach Schürdt im Landkreis Altenkirchen. Dort haben Anette und Konrad Mockenhaupt sowie die Architektin Caroline Giese einen Fruchtspeicher „zu einem schönen funktionalen Gebäude“ umgebaut, das Räume für Mitarbeiter, Verwaltung und Vermarktung des ökologisch wirtschaftenden Betriebes bereithält.