Artenrückgang auch im Ökolandbau

Gemessen am Ernteertrag leistet der konventionelle Ackerbau einen größeren Beitrag zur Biodiversität als der ökologische. Das geht aus einer Studie des Humboldt Forum for Food and Agriculture (HFFA) hervor, die der Industrieverband Agrar (IVA) heute in Berlin vorgestellt hat.

Laut IVA-Präsident Dr. Helmut Schramm hat das Thema Artenvielfalt in der gesellschaftlichen Debatte deutlich an Fahrt gewonnen, was aus Sicht des Verbandes Anlass für einen fundierten Vergleich der unterschiedlichen Ackerbauverfahren gewesen sei. Dabei habe sich gezeigt, dass der Ökolandbau nur dann vorteilhafter für den Erhalt der Artenvielfalt sei, wenn man allein die bewirtschaftete Ackerfläche zum Maßstab nehme. Bezogen auf den Ertrag gehe dagegen bei konventioneller Bewirtschaftung deutlich weniger Artenvielfalt verloren.

Nach Angaben des HFFA-Geschäftsführers und Studienautoren Dr. Steffen Noleppa liegt die Ursache für diesen Effekt in dem mehr als doppelt so hohen Flächenertrag der konventionellen Landwirtschaft. Gemäß den Daten aus dem Testbetriebsnetz des Bundeslandwirtschaftsministeriums hätten die Ökobetriebe im Untersuchungszeitraum im Mittel um 51 % geringere Erträge erzielt als die konventionellen Vergleichsbetriebe. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass der Ökoflächenbedarf für die gleiche Erntemenge mehr als doppelt so hoch gewesen sei.

Ökolandbau: 67% weniger Artenvielfalt

Noleppa zufolge sind die tatsächlichen Unterschiede bei den Verlusten an Artenvielfalt in beiden Verfahren gar nicht so groß. Verglichen mit einem natürlichen Ökosystem weise eine Agrarfläche in ökologischer Bewirtschaftung bereits eine um 67 % geringere Artenvielfalt auf, da auch der Biobauer seine Kulturpflanzen vor Unkräutern, Pilzen oder Schädlingen schütze. Dagegen gehe die Artenvielfalt im konventionellen Landbau nicht zuletzt durch den chemischen Pflanzenschutz im Mittel um 86 % gegenüber einem natürlichen Ökosystem zurück. Mit dem höheren Output bei gleicher Fläche relativiere sich dieser scheinbare Nachteil jedoch deutlich.

Noleppa und der IVA wiesen den Vorwurf der „pseudowissenschaftlichen Propaganda“ vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) scharf zurück. Im Rahmen der Untersuchung seien tatsächlich vergleichbare Betriebe innerhalb des Testbetriebsnetzes ausgewählt worden. Die in der Studie getätigten Aussagen seien daher belastbar. IVA-Hauptgeschäftsführer Volker Koch-Achelpöhler betonte, die Ökolandwirtschaft könne sich „nicht einfach wegducken, wenn ihr die Zahlen nicht gefallen“. AgE