Als Ausbilder die Zeit im Blick

Das Thema "Zeit" stand im Mittelpunkt der diesjährigen Ausbildertagung. Wie geht ein Ausbilder mit seiner Zeit und der seiner Mitarbeiter und Auszubildenden um? Die Wertschätzung spielt dabei eine wichtige Rolle.



Zur landwirtschaftlichen Lehre gehören Überstunden und Arbeit am Wochenende. Der Einsatz mit den Tieren und in der Natur gibt den Takt vor – und das heißt keinen geregelten acht Stunden-Tag wie im Handwerk oder der Industrie.

Nichtsdestotrotz konkurriert die Landwirtschaft mit diesen Sektoren schon heute um die Kräfte von morgen. Mittlerweile stammen die Hälfte der landwirtschaftlichen Auszubildenden nicht mehr direkt vom Hof. Der Wunsch nach Freizeit wird größer. Ein modernes Zeitmanagement, das Platz für Arbeit, Ausbildung und Freizeit bietet, wird immer wichtiger für den Ausbilder.

Bei der mittlerweile 15. Ausbildertagung am Mittwoch stand der Umgang mit Zeit im Fokus. Über 90 Ausbilder, Berater und Lehrkräfte folgten der Einladung der Landwirtschaftskammer NRW, der Westfälisch-Lippischen Landjugend und dem Ring der Landjugend auf Gut Havichhorst nach Münster.

Praktiker erzählen vom Alltag

Drei Landwirte aus dem Münsterland berichteten aus ihrem Alltag als Ausbilder. Walter Niestert aus Sendenhorst hat zwei Auszubildende. Auf seinem Milchvieh- und Schweinemastbetrieb versucht er, die Azubis schnellst möglich in den Betriebsablauf einzubinden. „Sie kommen meist Anfang August in einer arbeitsintensiven Zeit“, sagte der langjährige Ausbilder. Meist übernimmt er dann einen Lehrling aus dem Vorjahr für zwei, drei Monate als Gesellen, um die Arbeitsspitze zu puffern und Zeit zu haben, den neuen Lehrling mit dem Betrieb vertraut zu machen.

Michael Ostkotte aus Ochtrup hat drei Lehrlinge. „Bei uns geben die Sauen den Takt vor“, sagte er. Das heißt, dass zwischen 12 und 14 Uhr eine relativ lange Mittagspause ist, dafür aber noch nicht um 17 Uhr Feierabend ist. „Es ist wichtig beim Vorstellungsgespräch mit offenen Karten zu spielen und aus den Arbeitszeiten kein Geheimnis zu machen“, meinte der Sauenhalter.

Für Bernd Degener aus Beckum ist die Struktur des Arbeitstages wichtig. Am Morgen gibt der Schweinehalter seinem Azubi und Mitarbeitern ein realistisches Tagesziel. „Wenn das geschafft ist, dann ist auch Feierabend“, sagt der 47-Jährige. „Wir müssen uns bei den Arbeitszeiten ein Stück an die Industrie anpassen. Bis zum Umfallen sollte keiner mehr arbeiten“, betonte er.

Tipps zum modernen Zeitmanagement

Dirk Lüvolding von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zeigte, dass trotz der Automatisierung die Zahl der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft wieder zu nehmen. Daher muss sich der Betriebsleiter mehr als Arbeitgeber sehen. "Vermeiden sie ihre Mitarbeiter zu demotivieren", sagt der Ausbildungsberater. Motivierte Mitarbeiter und Azubis schaffen mehr Freiraum für den Betriebsleiter und rüsten den Betrieb für die Zukunft. "Das erfordert aber mehr Planung und Kommunikation auf dem Betrieb", sagte er.

"Geben Sie sich und ihren Mitarbeitern konkrete und realistische Ziele", betonte Heidrun Gerwin-Wegener von der Landwirtschaftskammer NRW und ergänzte: "Scheuen Sie sich nicht, Arbeiten und Aufgaben auf den Betrieb zu überdenken." Denn es ginge beim Zeitmanagement nicht nur darum, Arbeit noch effizienter zu gestalten, sondern seine Arbeit so zu planen, dass man wieder mehr Freiraum für sich hat. pat

Mehr zu Ausbildertagung in der Wochenblatt Ausgabe 46/2017.