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Agritechnica: Die neue Zeit beginnt jetzt

Auf der Agritechnica in Hannover zeigt die Landtechnikindustrie mehr digitale, vernetzte und intelligente Maschinen oder Anwendungen als jemals zuvor. Vieles davon ist dem Prototypenstadium bereits entwachsen.

Die Agritechnica in Hannover erlebt seit vergangenem Sonntag ihre 18. Auflage und bleibt mit rund 2800 Ausstellern und mindestens 400.000 erwarteten Besuchern auf dem Niveau von 2017. Deutlicher als in den Vorjahren nimmt die Branche jedoch die veränderten Bedingungen war, unter denen Landwirte künftig wirtschaften müssen. Als Reaktion liefern Landmaschinenhersteller Konzeptstudien zu alternativen Traktorantrieben, autonomer Bodenbearbeitung, Düngung per Drohne oder voll digitalisierten Fahrerkabinen. Ohnehin wird die digitale Transformation der Landwirtschaft als ein Schlüssel zur Lösung vieler gegenwärtiger und künftiger Herausforderungen gesehen.

Orientierung gesucht

Landwirtschaft und Landtechnikanbieter suchen derzeit nach Orientierung und Lösungen für die neu gewichteten und neu geordneten Anforderungen an ihre Branchen, davon zeigte sich Dr. Reinhard Grandke Hauptgeschäftsführer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) auf der Eröffnungspressekonferenz zur Agritechnica in Hannover überzeugt.

„Um Lösungen zu den strategischen Fragestellungen der Branche und Gesellschaft zu geben, steht die Agritechnica bewusst unter dem Leitthema Global Farming - Local Responsibility“, sagte Grandke. Landtechnische Innovationen sind aus seiner Sicht ein wesentlicher Schlüssel, um die Ziele Klimaschutz, Biodiversität, Nachhaltigkeit und Ernährungssicherung in Einklang zu bringen. Er machte aber auch deutlich, dass sich nur wohlhabende Gesellschaften so manche die Landwirtschaft betreffende Diskussion leisten können. „Denn immer noch hungern weltweit 800 Mio. Menschen“, erklärte der DLG Geschäftsführer.

Krise als Chance nutzen

In einem Statement nannte Hubertus Mühlhäuser, geschäftsführendes Vorstandsmitglied (CEO) bei CNH Industrial, auf der gleichen Veranstaltung die Digitalisierung und Konnektivität der Landwirtschaft, die Automatisierung von Landmaschinen und die Frage, womit wir Landmaschinen künftig antreiben, als die drei Megatrends für den Agrarsektor. Zukünftig werden nach seiner Einschätzung nicht die Landtechnikhersteller mit den größten Maschinen, sondern den besten Informationen die Nase vorne haben. Mühlhäuser ging sogar soweit, die momentane Lage als Chance zu formulieren: „Die Landwirtschaft hat die einzigartige Möglichkeit, sich neu zu erfinden und als Nachhaltigkeitshüter zu positionieren.“

24 t auf vier Raupen

Claas hat seinem Flaggschiff, dem Xerion, jetzt vier Raupenlaufwerke verpasst. Es gibt sie alternativ zum Räderfahrwerk.

Den Xerion Trac TS wird es als Xerion 4500 und 5000 mit 490 bzw. 530 PS Maximalleistung geben. (Bildquelle: Wobser)

Die Harsewinkeler bedienen sich jedoch nicht im firmeneigenen Teileregal und verbauen Terra Trac Laufwerke, sondern lassen sich die Triangel-Raupen von Zuidberg zuliefern.

Den Xerion Trac TS wird es als Xerion 4500 und 5000 mit 490 bzw. 530 PS Maximalleistung geben. Die vier Raupen mit je 760 mm Bandbreite bringen es zusammen auf 4,72 m² Aufstandsfläche – 25 % mehr, als die Radversion. Das sorgt für mehr Traktion und weniger Bodenbelastung. Letzteres ist auch nötig, denn der Xerion mit Raupen bringt es auf 24 t Leer- und 30 t zulässiges Gesamtgewicht.

Wer die Wahl hat…

John Deere stellt die 8R-Kunden künftig vor die Wahl, wie die Leistung des 9-l-Motors auf den Boden gebracht werden soll: Über vier Räder (R), zwei Raupenbänder (RT) oder vier Raupenfahrwerke (RX).

Die Bänder der Triangelraupen wird es in Breiten zwischen 41 und 76 cm geben, alle sind für eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h ausgelegt. (Bildquelle: John Deere)

Gegenüber den bereits bekannten zwei Bändern kommt der RX ohne Zugkraftunterbrechung um die Kurve und tritt bei seitlicher Fahrt am Hang deutlich stabiler auf.

Material schonend starten

In der neuen Ballen Presse BigBaler 1290 HD hat New Holland das zusammen mit Walterscheid entwickelte zweistufige SmartShift Lastschaltgetriebe verbaut. Nach dem Einschalten der Zapfwelle beschleunigt es die Schwungmasse zunächst mit geringer Drehzahl um sie dann im zweiten Gang auf Enddrehzahl zu bringen.

Die 4,05 m lange Ballenkammer der 1290 produziert Ballen in der Abmessung 120 × 90 cm. (Bildquelle: Wobser)

Standardmäßig liefert New Holland die BigBaler 1290 mit dem neuen LoopMaster-Knoter der Doppelknoten ist so konstruiert, dass beim Bindervorgang keine Gartenschnipsel entstehen.

Hoch hinaus

Fendt setzt seine Full-Line-Strategie fort und verkauft jetzt auch Teleskoplader. (Bildquelle: Fendt)

Der Cargo T955 wird in Kooperation mit der Sennebogen Maschinenfabrik gebaut. Die Maximale Traglast beträgt 5,5 t, die maximale Hubhöhe 8,5m. Für den Antrieb sorgt ein vier Zylinder Diesel mit 4,5 l Hubraum und 123 KW. Besonderheit des T955 ist die Liftkabine. Sie lässt sich auf eine Sichthöhe von bis zu 4,25 m hochfahren. Für 2020 ist die Erweiterung der Fendt Cargo T Modellpalette geplant.

Mal mit Diesel, mal mit Strom

Mit einer Kombination aus Diesel- und Elektroantrieb will Steyr Traktoren umweltfreundlicher machen. Herzstück der Steyr Traktor-Studie ist ein modularer Hybrid-Elektro-Antrieb. Er bestehend aus einem 204-PS-Dieselmotor, einem Generator sowie vier einem elektrischen Nabenmotoren an jedem Rad. Auch Zapfwelle und Hydraulik werden elektrisch angetrieben.

Umweltschutz durch eine Kombination aus Diesel- und Elektroantrieb. (Bildquelle: Wobser)

Alle Elektromotoren sind so miteinander vernetzt, dass die Kraft immer dort eingesetzt wird, wo sie entsprechend der Einsatzsituation benötigt wird. Ein eTorque-Boost, gespeist aus einer 30 kWh-Batterie, liefert bei Leistungsspitzen zusätzlich Energie.

Heißer Reifen

Continental überträgt die aus dem Automobilbau bekannten Reifendrucksensoren in den Landmaschinensektor.

Continental überträgt die aus dem Automobilbau bekannten Reifendrucksensoren in den Landmaschinensektor. (Bildquelle: Wobser)

Der im Traktorreifen platzierten Sensor misst nicht nur den Reifendruck, sondern auch dessen Temperatur. Mit der App „ContiPressureCheck“ wird die Verbindung zum Fahrer hergestellt. Er kann Druck- und Temperaturwerte über eine App auf dem Smartphone oder auf dem Traktordisplay abrufen und Fahrgeschwindigkeit, Belastung oder Reifendruck entsprechend der Herstellvorgaben einstellen. Die Datenübertragung erfolgt zurzeit über eine Frequenz im Megahertzbereich. Nach Angaben von Continental ist aber auch die Integration in den CAN-BUS des Traktors möglich.

In einem Rutsch

Grünland striegeln und gleichzeitig nachsäen ist eine alte Idee. Güttler hat sie mit der „Zinkensaat“ entscheidend weiterentwickelt.

Güttler präsentiert die 'Zinkensaat 2.0'. (Bildquelle: Wobser)

Jeder der 80 Striegelzinken einer 6-m-Maschine ist auf der Rückseite mit einer Saatleitung versehen. Dadurch erhält die Grassaat auch unter ungünstigen Bedingungen sicher Bodenkontakt und die Zeitspanne, während der eine Nachsaat durchgeführt werden kann, wird länger. Die Saatgutdosierung aus dem 600-l-Tank erfolgt mit elektrisch angetriebenen Zellenrädern, der Saatguttransport pneumatisch. In Serie geht die Zinkensaattechnik voraussichtlich im Frühjahr 2021.

Fahrerlos über den Acker

John Deere präsentiert die Konzept-Studie eines voll elektronisch angetriebenen, autonomen Traktors. Die Systemleistung des Schleppers liegt bei 500kW. Alternativ zu den Raupenlaufwerken sind auch Räder montierbar.

Fahrerlos über den Acker: Mit John Deere ist es möglich. (Bildquelle: Wobser)

15 Jahre später

2004 hat Rauch die Produktion des Anbaupneumatikstreuers „Aero“ eingestellt. Jetzt gibt es eine Neuauflage, selbstverständlich mit Technik auf dem Stand von 2019.

Im kommenden Jahr startet Rauch zunächst mit dem Prototyp des Aero. Wann die Serienreife erreicht sein wird, ist noch nicht klar. (Bildquelle: Wobser)

Den Aero soll es in den Arbeitsbreiten 18, 21, 24, 27 und 30 m geben. Das Gestänge wird nicht wie beim Vorgänger fest mit dem Behälter verbunden sein, sondern einen Pendelausgleich sowie Distance Control erhalten. Die Höheneinstellung erfolgt mit der Dreipunkthydraulik. Für die Dosierung wird es voraussichtlich eine einfache hydraulische, aber auch die mit einer Silbermedaille ausgezeichnete Multirate Einzeldüsendosierung geben.

Einmal drüber und fertig

Einen leistungsfähigen Mulcher direkt hinter den Häcksler hängen, das ist die Idee des Sauerburger „Pegasus Autark 8000“.

Die 7,90 m breite Mulcherkombination von Sauerburger besitzt ein eigenes Fahrwerk und einen Aufbaumotor. (Bildquelle: Wobser)

Die 7,90 m breite Mulcherkombination, besitzt ein eigenes Fahrwerk, eine Bordhydraulik und einen Aufbaumotor für den Antrieb. Es stehen zwei John Deere Motoren mit 300 bzw. 350 PS Leistung zur Verfügung.

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