Hauptversammlung in Bockenem

Agravis will mit „Hanse“ punkten

Ein neues Strategieprogramm soll die Arbeitsschwerpunkte des Agrarhandelsunternehmens verstärkt auf Kundenorientierung und nachhaltiges Wachstum legen. Bei der Hauptversammlung in Bockenem gab es erste Informationen.

Mit einem Strategieprogramm unter dem Namen „Hanse“ will die Agravis Raiffeisen AG zukunftsfest werden. Bei der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft am Mittwoch in Bockenem (Kreis Hildesheim, Niedersachsen) stellte Vorstandsvorsitzender Andreas Rickmers die Eckpunkte des Programms vor.

„Mit Hanse setzen wir uns ambitionierte Wachstumsziele, die deutlich über die aktuellen Umsatz- und Renditeziele der Mittelfristplanung hinausgehen. Wir sind davon überzeugt, dass am Ende des Konsolidierungsprozesses nur eine Handvoll leistungsstarker Anbieter das Agrargeschäft in Deutschland bestimmen werden“, unterstrich Rickmers: „Hier wollen wir dabei sein“. Rickmers geht davon aus, dass die Umsetzung des ganzen Vorhabens die frühere Hauptgenossenschaft fünf bis zehn Jahre beschäftigen wird.

Im Verbund mit den „Bäuerlichen“

Entscheidend ist nach Rickmers, dass sich das Handeln der Agravis dem Kundenerfolg verpflichtet. Die Zusammenarbeit mit den Genossenschaften soll dabei das Kerngeschäft bleiben. Deshalb sollen die Kundenbedürfnisse der Genossenschaften, aber auch der Verbraucher im ländlichen Raum im Vordergrund stehen. Diversifikation, also die Erschließung neuer Geschäftsfelder, soll nur noch in Bereichen mit überdurchschnittlicher Ertragserwartung und mit Bezug zum Kerngeschäft stattfinden.

Agravis will aber aktiv nach strategischen Partnerschaften suchen und sie nutzen. Für ein profitables Wachstum ist gleichzeitig eine Internationalisierung notwendig, betonte Rickmers. Hier soll der Allianz mit der dänischen DAVA eine Schlüsselrolle zukommen. Weitere Aufgaben ergeben sich mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung der Agrarwirtschaft.

Ordentlich aufräumen

Unabhängig davon zeigt sich der Agravis-Vorstand entschlossen, im eigenen Unternehmen, salopp ausgedrückt, kräftig aufzuräumen. Im Sprachgebrauch der Manager heißt das „Strukturen und Prozesse überdenken und vereinfachen, schlanke Kostenstrukturen verwirklichen, Steuerungs- und Führungsleitlinien hinterfragen, die Komplexität bei Abläufen und Entscheidungsfindungen reduzieren. In der Praxis wird das vieles verändern und auch Arbeitsplätze kosten.

Hanse sei auch heute schon erlebbar und erkennbar, erklärte Andreas Rickmers. Als Beispiel nannte er die Tochtergesellschaft BARO in Bülstringen. Die Entladezeiten pro Lkw betrugen 2017 durchschnittlich 27 Minuten – gegenüber früher mit 57 Minuten schon eine stolze Leistung. Künftig aber soll ein Lkw in weniger als 20 Minuten entladen werden, einschließlich Ein- und Auswiegen. 3 Mio. Euro hat die BARO Lagerhaus GmbH in diese Prozessoptimierung in den Standort Bülstringen investiert, um künftig 18.000 t statt 10.000 t am Tag annehmen zu können

Autohäuser werden verkauft

Hanse heißt im Zweifelsfall aber auch Deinvestition bzw. Rückzug. Rickmers: „Wir werden zum 1. Juni unsere Volvo-Autohäuser veräußern. Die Verträge sind bereits unterzeichnet. Nach mehr als 50 Jahren als Volvo-Händler in Münster und Umgebung fällt uns dieser Schritt nicht leicht. Aber zur Hanse gehört auch, die Komplexität im Unternehmen zu verringern. Oder anders: Unsere Kernkompetenz liegt im Agrargeschäft und nicht im Autohandel. ri

Den ausführlichen Bericht zur Hauptversammlung der Agravis Raiffeisen AG finden Sie in der Wochenblatt-Ausgabe 20 vom 17. Mai.