Agrarmärkte in der Corona-Krise
Die heimischen Agrarmärkte trotzen Corona: Zwar hat die Pandemie insbesondere auf dem Milchmarkt Spuren hinterlassen. Insgesamt kommt die Märkte aber gut durch die Krise.
Bei der Bewältigung der Corona-Krise hat die heimische Land- und Ernährungswirtschaft nach Einschätzung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) ihre Stärken unter Beweis gestellt. „In den letzten Monaten Monate waren die agrarischen Lieferketten unter Stress, haben aber gehalten“, stellte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken gestern bei einer Videokonferenz fest, bei der er gemeinsam mit Experten der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) ein Zwischenfazit zur Entwicklung der Agrarmärkten in der Corona-Pandemie gezogen hat.
Keine amerikanischen Zustände
Glücklicherweise habe sich hierzulande keine Situation wie in den Vereinigten Staaten eingestellt, erklärte Krüsken. Dort seien Teile der Logistik sowie der Milch- und Fleischverarbeitung zeitweise komplett ausgefallen, was für riesige Probleme auf den US-Farmen gesorgt habe. So ernst sei die Situation hierzulande bisher zu keinem Zeitpunkt gewesen - trotz der Corona-bedingten Schlachtunterbrechung am Tönnies-Stammsitz in Rheda-Wiedenbrück.
Milchmarkt unter Druck
Am Milchmarkt hat die Pandemie nach Angaben des AMI-Bereichsleiters Milch, Andreas Gorn, jedoch deutliche Spuren hinterlassen. Als erstes sei dies bei Magermilchpulver sichtbar geworden, wo es von Mitte Februar bis Ende April einen Preiseinbruch von 25 % gegeben habe. Gründe dafür seien vor allem der Absatzrückgang in China sowie Logistikprobleme im Transport gewesen. Seit Mai zögen die Preise jedoch wieder an, da sich die Einkäufer mit günstiger Ware eindecken wollten, berichtete Gorn bei der Videokonferenz. Bei Butter habe es während des Corona-Lockdown durch Hamsterkäufe eine starke Verschiebung der Nachfrage zur Päckchenbutter und zu Lasten der Blockware gegeben. Auch Butterpreise hätten zuletzt wieder fester tendiert.
Nachfragerückgang von Großverbrauchern
Im Käsegeschäft machte sich laut Gorn der Nachfrageausfall von Großverbrauchern, Auslandskunden und im Außer-Haus-Verzehr negativ bemerkbar, während Kleinpackungen in den Läden verstärkt gefragt waren. Die Ware habe bei diesen verschiedenen Absatzwegen aber nicht einfach umdisponiert werden können, stellte der Marktexperte klar. Ob sich die zuletzt wieder festeren Preistendenzen bei Milchprodukten verstetigen, muss Gorn zufolge abgewartet werden. Dafür sprächen die saisonal abnehmende Milchproduktion, die bezuschusste Private Lagehaltung (PLH) sowie bessere Kontraktabschlüsse mit dem Lebensmittelhandel. Allerdings sei auch mit Kaufkraftverlusten durch die angeschlagene Wirtschaftslage zu rechnen, was den Außer-Haus-Verzehr und den Export dämpfen dürfte.