Ackerbau: Weltweit schwierige Lage

Ein Netzwerk aus Agrarökonomen vergleicht landwirtschaftliche Produktionssysteme weltweit. Überall stecken Ackerbaubetriebe in einer schwierigen Lage. Da geht es den deutschen Bauern noch vergleichsweise gut.

Das weltweite Netzwerk von Agrarökonomen "Agri Benchmark Cash Crop" hat auf der kürzlich abgehaltenen Jahreskonferenz aktuelle Zahlen und neue Analysen zur Lage landwirtschaftlicher Betriebe zahlreicher Mitgliedsstaaten präsentiert.

Gesetzliche Vorschriften und Auflagen werden häufig als wichtige Bestimmungsgründe für die wirtschaftliche Lage landwirtschaftlicher Betriebe genannt. Allerdings hat sich gezeigt, dass die von der EU im Greening geforderte Anbaudiversifizierung sowie der Ausweis von ökologischen Vorrangflächen für agri benchmark-Betriebe in Frankreich, Polen und Deutschland keine erhebliche Herausforderung darstellten. Die Zusatzkosten liegen bei unter 20 Euro je Hektar.

Das Verbot der Neonicotinoide als insektizide Beizmittel im Raps führte bisher lediglich in einzelnen Regionen zu spürbaren Ertragsausfällen. Langfristig sehen die Wissenschaftler des Netzwerks dieses Verbot jedoch mit Besorgnis, da die Landwirte nur noch eine alternative Wirkstoffgruppe, die Pyrethroide, einsetzen können. Diese müssen zudem in jeder Saison mehrfach gespritzt werden. Dadurch steigt die Gefahr, dass Resistenzen weiter zunehmen.

Thomas de Witte vom Thünen-Institut kritisiert darüber hinaus den uneinheitlichen Umgang mit dem Verbot: „Wir sind verblüfft, dass EU-Mitgliedstaaten das Verbot ganz oder teilweise aufheben können und das auch schon getan haben. Das führt zu ungleichen Wettbewerbsverhältnissen und wirft die Frage auf, wie solide die wissenschaftliche Basis des Verbots ist.“

Niedriger Dollar schwächt USA

Viele der typischen Netzwerk-Betriebe mussten 2015 kämpfen, um ihre Vollkosten zu decken. „Unsere Daten zeigen, dass die Situation für Betriebe in den USA und in Argentinien besonders schwierig ist“, sagte Dr. Yelto Zimmer, Koordinator von agri benchmark Cash Crop.

Dort haben die sinkenden Weltmarktpreise nahezu ungebremst zu rückläufigen Hoftorpreisen geführt. Typische Betriebe in der EU, Russland, Ukraine und Brasilien haben hingegen von einer deutlichen Abwertung ihrer Währung gegenüber dem Dollar profitiert. Dazu begünstigten niedrige Preise für Stickstoff aus der Schwarzmeer-Region die Ackerbaubetriebe in Osteuropa.

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage vieler Betriebe belegen die Daten des Netzwerks aber auch, dass der Ackerbau fast immer noch mit einem deutlich positiven Cash-flow verbunden ist. Flächen brachfallen zu lassen, ist daher in der Regel keine vernünftige Alternative. Die schwierige ökonomische Lage erklärt aber die Zurückhaltung der Landwirte, beispielsweise in neue Maschinen zu investieren.

Vom Import zur Selbstversorgung

Vor ganz anderen Herausforderungen stehen die landwirtschaftlichen Betriebe in den Ländern der neu gewonnenen agri benchmark-Partner aus Afrika. So importieren Kenia, Ghana, Mozambique oder Sambia große Mengen Reis aus Asien, trotz guter natürlicher Anbaubedingungen in ihren eigenen Ländern.

Wie hoch das Potenzial für Ertragssteigerungen für die afrikanischen Betriebe ist, machte ein Blick auf die Daten zum Maisanbau deutlich. Die aktuelle Produktion von 2 Tonnen Mais pro Hektar auf kleinbäuerlichen Betrieben könnte danach durch ein besseres Management deutlich erhöht werden. „Auf Großbetrieben können wir in Kenia 7 bis 8 Tonnen Mais pro Hektar ernten. Dazu kommt noch, dass die inländischen Erzeugerpreise – anders als oft vermutet – deutlich höher sind als die Weltmarktpreise. JKI