83. Grüne Woche in Berlin

Eine Messe der Superlative

In Berlin wurde die 83. „Internationalen Grünen Woche“ eröffnet. Partnerland ist Bulgarien. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt betonte zur Eröffnung, die künftige Regierung müsse sich um Artenvielfalt und eine "marktfähige Landwirtschaft" kümmern.

Am gestrigen Donnerstag wurde in Berlin die 83. Auflage der „Internationalen Grünen Woche“ eröffnet. Es ist die traditionsreichste und besucherstärkste Messe in der Bundeshauptstadt. Rund 400.000 Fach- und Privatbesucher erwartet die Messegesellschaft zur Leistungsschau rund um Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau, an der sich in diesem Jahr insgesamt 1.660 Aussteller aus 66 Ländern beteiligen.

Partnerland Bulgarien

Auf rund 116.000 m2 präsentiert die Messe eine globale Marktübersicht der Ernährungswirtschaft sowie das größte Angebot an regionalen Spezialitäten. Bulgarien, das seit dem 1. Januar turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft innehat, ist in diesem Jahr offizielles Partnerland der Grünen Woche. Japan, Russland, Schweden und die Slowakische Republik sind in diesem Jahr wieder dabei. Katar stellt erstmals eine Auswahl seiner Nahrungsmittel vor.

Insgesamt finden mehr als 300 Fachveranstaltungen zu Landwirtschaft und Forsten, Ernährung und Umwelt statt. Höhepunkt ist das 10. „Global Forum for Food and Agriculture“ (GFFA), zu dem über 70 Landwirtschaftsminister sowie Spitzenvertreter aus dem globalen Agribusiness erwartet werden.

Schmidt: Artenvielfalt und "marktfähige Landwirtschaft" fördern

Der geschäftsführende Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt wies in seiner Eröffnungsansprache auf die laufenden Verhandlungen zwischen CDU, CSU und SPD zur Regierungsbildung hin. Zu den Zielen gehöre „eine ökonomisch tragfähige und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft“. Schmidt erinnerte an "die erschreckenden Zahlen zum Insektensterben", die zügiges Handeln erforderten. Die Artenvielfalt müsse besser gefördert werden durch „mehr Vielfalt in der Landschaft, eine weitere Stärkung des Ökosystems Wald, einen geringeren und zielgenaueren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie den Ausbau des Ökolandbaus“. Schmidt nannte als Zielmarke einen Anteil von 20 %.

Trotz Brexit sei „auch in Zukunft eine gesicherte, solide Ausgestaltung und Ausstattung unserer gemeinsamen Agrarpolitik“ notwendig, so Schmidt weiter. Nach 2020 müssten die Förderstrukturen „gezielter und einfacher als bisher“ ausgerichtet werden. Das Ziel sei „weniger Bürokratie und mehr Effizienz für eine marktfähige Landwirtschaft“, so der Bundesminister.

Rukwied: "Deutschland ist keine Puppenstube"

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, stellte seine Eröffungsrede unter das Motto „Verantwortung und Veränderung“. Bei der politischen Auseinandersetzung über die künftige Ausrichtung der Landwirtschaft vermisse er bei einigen Beiträgen Konsequenz und Ehrlichkeit. Die Landwirtschaft arbeite „in offenen Märkten“ – Deutschland sei „keine agrarpolitische Puppenstube, die man ohne Rücksicht auf Märkte und Nachfrage umbauen kann“, so Rukwied wörtlich.

Der DBV-Präsident forderte mehr Ehrlichkeit im "Umgang mit Zielkonflikten zwischen Emissionsminderung und Tierwohl, zwischen Tierschutz und vermeintlichem Tierwohl, zwischen Flächenknappheit und Extensivierung, zwischen nationalen gesetzgeberischen Alleingängen und dem Wettbewerb in offenen Märkten". Auch die Wünsche der Bürger an die Landwirtschaft sei nur schwer mit ihrem tatsächlichen Kaufverhalten in Einklang zu bringen: „Mit einer Situation, in der der Bürger in Umfragen eine Forderung erhebt und etwas völlig anderes kauft, können wir alle nicht vernünftig umgehen.“

EIne Frage des Überlebens

Für die Europäische Union sei es "eine politische Überlebensfrage", am Ziel einer Stärkung der ländlichen Räume festzuhalten". Die EU-Agrarpolitik trage Verantwortung für die Bauernfamilien und vor allem für die ländlichen Räume, die Europa bisher zusammengehalten hätten, so Rukwied. Diese ländlichen Räume preiszugeben und ihnen die Unterstützung zu entziehen, fördere die Europaskeptiker und stärke die Zentrifugalkräfte. Auch wenn die Finanzierung neuer Aufgaben und die Kompensation des Brexit haushaltspolitische Bedenken stoßen, müssen dafür die erforderlichen Haushaltsmittel bereitgestellt werden – wie auch immer die EU-Agrarpolitik nach 2020 gestaltet wird.