10 Cent weniger für Trinkmilch

Als eine gemeinsame Bankrotterklärung von Molkereien und Lebensmittelhandel hat der Deutsche Bauernverband (DBV) die aktuellen Abschlüsse für Trinkmilch zwischen Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel (LEH) gewertet.

Dafür können „wir keinerlei Verständnis aufbringen“, erklärte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken heute im Hinblick auf die erneuten Preissenkungen, die laut einem Bericht der „Lebensmittelzeitung“ bis zu 10 Cent je Liter ausmachen sollen. Aus seiner Sicht haben Molkereien und LEH in ihren Preisverhandlungen ihre Verantwortung gegenüber der Milcherzeugung und der Landwirtschaft erneut nicht wahrgenommen.

Für den Bauernverband gehören die kartell- und wettbewerbsrechtlichen Rahmenbedingungen „dringend auf den Prüfstand“. Dies gelte vor allem mit Blick auf Maßnahmen, mit denen unfairen Handelspraktiken in der Lebensmittelkette begegnet werden könne, aber auch für die Überprüfung der Lieferbedingungen zwischen Molkereien und Erzeugern.

Aus Sicht des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) droht den heimischen Milchbauern nach den jüngsten Preisabschlüssen zwischen Molkereien und LEH ein Debakel. Der Verband befürchtet, dass viele Bauern die Milchkuhhaltung aufgeben müssen. Der Anspruch des LEH, Vorkämpfer in Sachen Nachhaltigkeit zu sein, habe sich damit endgültig als unglaubwürdiges Marketing entlarvt. Für WLV-Präsident Johannes Röring zeigt der schlichte Hinweis darauf, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmten, überdeutlich, dass das Thema gesellschaftliche Verantwortung für den LEH nur in Sonntagsreden eine Rolle spiele.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) warf mit Blick auf die Preisverhandlungen dem Molkereiunternehmen Deutsches Milchkontor (DMK) „unverantwortliches Handeln“ vor, das „voll und ganz zu Lasten der Milchbauern und ihrer Familien“ gehe. Man habe das DMK wiederholt aufgefordert, vor den Kontraktverhandlungen mit den Handelsketten Maßnahmen zur Drosselung der Milchmenge einzuführen. Das habe die größte deutsche Molkerei aber strikt abgelehnt, kritisierte die AbL. AgE