Meinung

WLV-Präsidentschaft: Wer die Wahl hat...

In vier Wochen wird die Spitze des WLV neu gewählt. Wer denkt, dass so eine wichtig Position allein nach regionaler Herkunft, nach Ausrichtung des Betriebes oder nach dem Geschlecht vergeben werden sollte, wird dem Anspruch der Aufgabe nicht gerecht.

Gut vier Wochen sind es noch bis zur Wahl eines neuen Präsidenten oder einer Präsidentin des WLV. Drei Personen haben bisher ihren Hut in den Ring geworfen, um die Nachfolge von Johannes Röring anzutreten: Die Münsteraner Kreisvorsitzende Susanne Schulze Bockeloh, der Paderborner Kreisvorsitzende ­Hubertus Beringmeier sowie – erst seit einer Woche offizieller Bewerber um das Amt – Joachim Pehle aus Erwitte im Kreis Soest.

Das Wochenblatt hat mit den drei Kandidaten ausführliche Interviews geführt (nachzulesen im aktuellen Wochenblatt, Folge 3 vom 16. Januar 2020). Befragt haben wir sie nach ihren Vorstellungen zur Verbandsarbeit, zu den jüngsten Bauernprotesten, zur Gemeinsamen Agrarpolitik und Veränderungsbedarf. Trotz mancher Gemeinsamkeiten fallen dann doch unterschiedliche Einstellungen und Schwerpunktsetzungen auf. Es lohnt sich, die Aussagen der drei genauer zu analysieren.

Wahlberechtigt sind nur die Mitglieder des Landesverbandsausschusses – gut 100 Personen, die damit in verantwortlicher Position stehen. Sie bestimmen, wer künftig die Geschicke des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes maßgeblich bestimmt und lenkt – zunächst für eine Amtszeit von gut einem Jahr.

Der neue Mann oder die neue Frau tritt das Amt in einer turbulenten Zeit an: reich an Herausforderungen für die Landwirtschaft, speziell für die Tierhalter, und reich an Fallstricken für bäuerliche Interessenvertreter. Der Start fällt aber auch in eine Zeit, da sich im Berufsstand vergessen geglaubte Einigkeit und Solidarität sowie neuer Elan breitmachen. „Land schafft Verbindung“ kann für Verbände wie den WLV gleichermaßen große Chance wie Bedrohung sein, je nachdem, wie damit umgegangen wird und wie sich das neue Gebilde entwickelt.

Von großer Bedeutung ist es, die Kandidatin und die Kandidaten objektiv zu beurteilen: nach ihren persönlichen Kenntnissen und Fähigkeiten, ihren Motiven, Visionen und Zielen sowie nach ihrem politischen Sachverstand und Geschick. Wer heute noch denkt, dass so wichtige Positionen wie das an der WLV-Spitze allein nach regionaler Herkunft, nach der Ausrichtung des eigenen Betriebes oder nach dem Geschlecht vergeben werden sollten, wird dem Anspruch des Amtes nicht gerecht.

Umso mehr verstören Aussagen im Vorfeld der Wahl wie diese: „Sie ist doch eine Frau!“, „Der kommt doch aus Ostwestfalen!“ oder „Die halten Schweine“ bzw. „Die haben keine Schweine“ oder auch „Den kenne ich gar nicht!“. Sind das vielleicht Argumente, die für oder gegen eine Person sprechen? Mitnichten! Das Präsidentenamt ist zu wichtig für die Bauernfamilien, als dass man leichtfertig entscheiden dürfte.