Wenige Worte, große Wirkung

Die "Offensive Nachhaltigkeit" des WLV, mittlerweile eines der Vorzeigeprojekte deutscher Bauernverbandsarbeit, ist auf Kurs und wird bald Eingang in die Praxis finden.

Respekt! Da hat die WLV-Spitze etwas wirklich Gutes hinbekommen, und zwar in doppelter Hinsicht. Die Offensive Nachhaltigkeit, mittlerweile eines der Vorzeigeprojekte deutscher Bauernverbandsarbeit, ist auf Kurs und wird bald Eingang in die Praxis finden.

Dabei hatte das Vorhaben im Winter an der WLV-Basis hohe Wellen geschlagen. Viele Bauern und ihre Familien fühlten sich überrumpelt, als die Offensive im November der staunenden Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Medienvertreter hatten die inhaltlichen Details früher auf dem Tisch als die WLV-Mitglieder. Ärgerlich!

Am heftigsten aber regten sich viele Bauern über einen einzigen Satz auf, in dem der Begriff „schädigen“ quasi untrennbar mit der Arbeit der Landwirte verbunden wurde. Auch wenn das eigentlich nicht so gemeint war: Dieser Satz blieb ein Aufreger den ganzen Winter über. Das ist jetzt vorbei. Die Fokusgruppe, die die Dokumente für die Offensive erarbeitet, hat eine neue Version vorgelegt und vom Landesverbandsausschuss genehmigen lassen (Seite 16). Mit dieser klareren Fassung kann wirklich fast jeder leben. Nur ein paar Worte geändert, aber mit großer Wirkung.

Klar, das hätte man früher haben können. Die Brisanz der Formulierungen wurde nicht früh genug erkannt. Anerkennung verdienen aber trotzdem nicht zuletzt die beiden Galionsfiguren der Offensive, Henner Braach und Johannes Röring. Sie haben sich unzähligen Diskussionen und Streitgesprächen gestellt, sich nicht versteckt und für ihre Sache gekämpft. Das war nicht immer einfach. Respekt verdient auch die Offenheit, mit der die beiden eigene Fehler oder Fehl­einschätzungen zugegeben haben.

Für das missglückte Timing bei der ersten Vorstellung hat sich Röring bei seinen Kollegen entschuldigt. Und Kritik wurde nicht abgebügelt, sondern in konstruktive Arbeit umgemünzt. Der WLV ist ein agiler Verband, der unterschiedliche Meinungen akzeptiert und Demokratie lebt.

Jetzt geht es darum, die inhaltlichen Ziele der Offensive umzusetzen, in den Bereichen Pflanzenbau, Umwelt, Tierhaltung, Soziales, Erneuerbare Energien oder Hofnachfolge. Das bleibt eine Daueraufgabe. Selbstkritisch da anzusetzen, wo es Verbesserungsbedarf gibt, ist richtig. Veränderungen selbst zu gestalten, statt sich den Wechsel verordnen zu lassen, ist mehr als klug. Nur so kann es gehen. Letztlich kommt es nicht darauf an, die wenigen eingefleischten Feinde der Landwirtschaft zu missionieren, sondern die Zukunft der Bauern und ihrer Familien zu sichern, indem die große Mehrheit der Gesellschaft mitgenommen wird auf dem Weg zu einer noch besseren Landwirtschaft. Dieses Ziel ist richtig.