Wir wünschen Ihnen besinnliche Weihnachten

... und sie machten sich auf

Volker Rotthauwe, Umweltpfarrer der Evangelischen Kirche von Westfalen, blickt auf die Weihnachtsgeschichte und stellt fest: diese Friedensvision ist derzeit so aktuell und so wichtig für die Menschheit wie selten zuvor.

Die Worte der Weihnachtsgeschichte sind uns vertraut. Sie wecken Erinnerungen an die eigene Kindheit, sind mit Gerüchen, Liedern, Stimmungen verbunden. Sie schaffen Kontinuität und Zusammenhalt über die Generationen hinaus. Eine uralte Geschichte – eine Geschichte von Aufbrüchen, von gelungener Kommunikation und gelebter Hoffnung.

Josef und Maria brechen auf. Ins Ungewisse. Nicht freiwillig. Maria ist schwanger unterwegs auf steinigen Pfaden durch raues Gebirge und macht sich Sorgen, ob das ungeborene Kind das überleben wird. Aufbrüche ins Ungewisse sind nie leicht und selten freiwillig. Die gewohnte Umgebung, die Heimat, das Zuhause verlässt man selten gerne. Das gilt ja auch für gewohnte Denk- und Verhaltensmuster. Auch die zu verändern fällt schwer. Maria und Josef kommen da an, wohin sie wollten und mussten. Aber nicht so, wie sie es sich erhofft hatten. Zwischen Aufbrechen und Ankommen passiert Ungeplantes und Überraschendes.

.… und bewegte alle Worte in ihrem Herzen

Maria und Josef finden keine Herberge. Viele Krippenspiele am Heiligen Abend erzählen von der Hartherzigkeit der Herbergsbesitzer, die Josef und Maria abweisen. „Wir sind ausgebucht.“ Kommunikation scheitert, wenn sie das Herz nicht berührt. Einen Herbergsbesitzer berührte die Frage des Paares offensichtlich, und bewegte etwas in seinem Herzen. „Ja, wir sind auch ausgebucht. Aber es muss sich doch eine Lösung für diese schwangere Frau finden lassen.“ Ohne solche Empathie gibt es selten Bewegung in scheinbar ausweglosen Situationen.

.... und Friede auf Erden

Das Neue kommt in die Welt. Als Kind! Hilflos und angewiesen auf die Liebe der Eltern und die Fürsorge der Menschen. Die Hirten wissen, wie überlebenswichtig die Fürsorge für ihre Tiere und füreinander ist. Das ist ihr Alltag. Das Bild von diesem Kind in der Krippe, Maria und Josef davor und Tieren – Ochse und Esel – daneben ist unter den vielen Weihnachtsbäumen in der Welt nachgestellt. Auch wenn die Weihnachtsgeschichte nichts von einem Esel und einem Ochsen an der Krippe erzählt – die ersten Bilder tauchen erst im frühen Mittelalter auf –, es liegt in diesem Bild ein tiefes Wissen um die Nähe der Tiere zu Gott.

Ein gläubiger Mensch im alten Israel wurde an seinem Verhältnis zu den Tieren gemessen. Sie sind in biblischer Tradition gesegnete Geschöpfe Gottes und Gott nah. Davon erzählen viele Geschichten des Ersten Testaments. Und deshalb sind Tiere in der Volksfrömmigkeit zu allen Zeiten dabei im Weihnachtsgeschehen, die ersten Zeugen der Geburt Jesu Christi.

In diesem Bild von Menschen und Tieren gemeinsam an der Krippe Jesu bleibt die Welt einen Moment stehen. Frieden auf der Welt unter den Menschen und mit den Tieren ist möglich. Das ist die große Vision der Weihnachtserzählung. In Zeiten des dramatischen und unwiederbringlichen Verlusts vieler Tierarten und der drohenden Zerstörung der guten Schöpfung Gottes durch den Klimawandel ist diese Friedensvision so aktuell und so wichtig für die Menschheit wie selten zuvor.

.… und alle wunderten sich

Wir können das Wunder weitertragen wie die Hirten. Die Botschaft des Kindes in der Krippe bleibt lebendig, wo Menschen aufbrechen, miteinander reden, sich auf Veränderungen einlassen und sich das Staunen über das Wunder der Schöpfung bewahren.„Da berühren sich Himmel und Erde, dass Friede werde unter uns.“