Runter von der Kriechspur

Woanders wird vom Highspeed-Netz gesprochen, auf dem Land „tropft“ das Internet vielerorts nur langsam aus der Leitung. Die Politik kommt nicht aus dem Quark. Es scheint, als bräuchte es Eigeninitiative.

Überall ist die Rede von Digitalisierung und der schönen, neuen Online-Welt. Doch in vielen Orten zwischen Borken und Höxter „tropft“ das Internet aus der Leitung. Oft gelangen Landwirte noch über den alten Telefonkupferdraht mit einem Tempolimit von 2 Mbit/s ins Netz. Das reicht für den Empfang von E-Mails und ein bisschen surfen, aber nicht für Video­telefonie, Internetfernsehen und Gigabyte-Download.

50 Mbit/s reicht nicht

Um das zu ändern, hat die Bundesregierung bis Ende 2018 eine flächendeckende Internetverbindung von mindestens 50 Mbit/s versprochen. Doch dieses Ziel wird nicht nur in vielen ländlichen Regionen kläglich verfehlt werden – es ist auch viel zu niedrig gesteckt. In ein paar Jahren wird eine Breitbandversorgung von mindestens 1000 Mbit/s, also ein 1 Gbit/s, nötig sein, um allen Anforderungen in Haus, Hof und Büro gerecht zu werden. Zeit, schon heute die Infrastruktur darauf auszurichten.

Das Medium, das diese Raten übertragen kann, ist die Glasfaser. Doch bei dem Ausbau hinkt Deutschland hinterher. Im OECD-Vergleich landet die Bundesrepublik auf Platz 28 von 32. Fast alle anderen Staaten investieren deutlich mehr in den Glasfaserausbau. Das zeigt gerade wieder eine Studie des Fraunhofer-Institutes für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

Viel zu wenig Glasfaser auf dem Land

Auf dem Land in Deutschland sind gerade mal 1,6 % der Haushalte per Glasfaser angeschlossen. Dabei ist diese ideal für den Außenbereich. Im Vergleich zum Kupferkabel büßt sie auf Entfernung ihre Leistung nicht ein.

Daher fordern nicht nur die Wissenschaft, sondern auch zahlreiche Verbände – von der Landjugend bis zum Bauernverband – von der Bundesregierung höher gesteckte Ziele beim Breitbandausbau, eine Gesamtstrategie für die Versorgung auf dem Land und eine klare Favo­risierung der Glasfaser. Die Zeit drängt, damit der ländliche Raum nicht weiter an Attraktivität verliert. Allein ein heimeliges Landlust-Gefühl reicht vielen jungen Familien nicht. Ohne eine ausreichende Internet-Verbindung wird auf Dauer Arbeiten und Wohnen auf dem Land immer schwieriger.

Nur in Eigeninitiative?

Natürlich lässt sich nicht auf Anhieb jeder Hof anschließen. Das war vor Jahrzehnten beim Telefon und Abwasser auch nicht anders. Im Außenbereich hilft deshalb vor allem Eigeninitiative, wie unser Schwerpunkt in Wochenblatt Ausgabe 26/17 ab Seite 74 zeigt.