Meinung

Ostern feiern?

Eine fröhliche Osterstimmung liegt in der Luft. Manchem Landwirt ist die Osterfreude jedoch verdorben. Viele fühlen sich von der Gesellschaft an den Pranger gestellt. Ein Kommentar von Superintendent des Kirchenkreises Nord der Lippischen Landeskirche, Dirk Hauptmeier:

Frühling! Nach dunklen Wintertagen erblüht die Natur. Neues Leben! Landwirte, die auf ihre Felder blicken, kennen sich damit bestens aus. Helle Osterfreude liegt in der Luft!

Aber manchem Landwirt ist die Osterfreude verdorben. Viele fühlen sich von der Gesellschaft an den Pranger gestellt, allein verantwortlich für Düngung und Tierwohl. Dabei wollen Verbraucher häufig beides gleichzeitig: „Eine Landwirtschaft für ihre Geldbörse und eine andere für ihr gutes Gewissen.“ Dazu stehen Landwirte untereinander in scharfer Konkurrenz. „Wachsen oder Weichen“ lautet noch immer eine gängige Parole. Existenzsorgen bedrücken viele. Osterglocken leuchten, aber Osterfreude stellt sich kaum ein. Die Osterfreude ist auch auf andere Weise begrenzt. Jeder noch so erfolgreiche Landwirt hat nur eine gewisse Zeit in der er wirtschaften kann. Danach übernehmen andere. Schön, wenn es in einer Familie weitergehen kann. Aber die Grenze der Lebenszeit bleibt. Ostern feiern?

Auferstehung eine Wunschvorstellung?

Paulus fasst Ostern in einem Satz zusammen: „Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht“ (2. Tim 1, 10). Im Glaubensbekenntnis sagen wir: „Ich glaube an den Heiligen Geist, die Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“

Kritiker werfen den Christen vor: „Was ihr von der Auferstehung redet, ist alles nur eine Wunschvorstellung.“ Anderen wäre es ganz recht, wenn der Tod das letzte Wort sprechen würde. Ich denke an Verbrecher, die frech erklären: „Meine Lebensgeschichte kommt nicht mehr zur Verhandlung. Die Bücher bleiben geschlossen. Der Tod spricht das stumme Schlusswort über mein Leben.“ Dagegen protestiert der Osterglaube: „Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen!“

Für die Auferstehung Jesu von den Toten gibt es keinen Beweis. Die Auferstehung kann ich nur glauben. Dieser Glaube ist ein Geschenk von Gott. Das Ostern der ersten Jünger zeigt sich dadurch, dass sie Jesus als Auferstandenen erlebt haben. Mit dieser Osterbotschaft hat die Jünger kein angenehmes Leben mit goldenen Tellern und einem Hofstaat erwartet, sondern Redeverbot, Verfolgung, Gefängnis und Hinrichtung. Unzählige Male haben Christen für die Botschaft „Jesus lebt!“ mit ihrem Leben bezahlen müssen – bis zum heutigen Tag.

Osterglaube eröffnetneuen Blick aufs Leben

Der Osterglaube ist kein Beruhigungsmittel. Der Osterglaube macht das Leben nicht leichter, sondern anspruchsvoller und verantwortungsvoller. Mit dem Osterglauben habe ich Verantwortung für das Leben auch über den Tod hinaus. Der Osterglaube eröffnet einen neuen Blick auf das Leben.

Ostern gibt Christen Verantwortung für Menschen, Tiere und Umwelt: von der Düngung bis zum Tierwohl, vom eigenen Einkauf bis zum Verbrauch. Respekt wächst vor der Arbeit der Landwirte und im Umgang miteinander. Wenn Gott dem Tod die letzte Macht genommen hat, kann ich auch die Grenzen meines Lebens eher annehmen. Ich bin nicht allein. Gelassenheit und Mut können wachsen. Ostern macht verantwortlich und zuversichtlich.

Helle Osterfreude: Feiern Sie diese Hoffnung mit anderen in Ihrer Stadt oder Ihrem Dorf, in „Ihrer“ Gemeinde. Möge Osterfreude in Ihrem Leben aufblühen – wie eine leuchtende Osterglocke!

Frohe Ostern wünscht Ihnen

Dirk Hauptmeier 

(Bildquelle: Kirchengemeinde Voßheide (Lemgo/Kreis Lippe))