Weihbischof Stefan Zehkorn

Osterlicht ohne Osterfeuer

In diesem Jahr gibt es keine Osterfeuer. Dafür brennt es in der Landwirtschaft gewaltig, an allen Ecken und Enden. Gerade deshalb wären die Osterfeuer ein wichtiges Zeichen, dass es Licht gibt in der Nacht. Doch in diesem Jahr bleiben die Osternächte wegen des Coronavirus dunkel.

Keine Osterfeuer in diesem Jahr. Dafür brennt es aber in der Landwirtschaft gewaltig an allen Ecken und Enden. Gerade deshalb wären die Osterfeuer ein wichtiges Zeichen, dass es Licht gibt in der Nacht. Doch in diesem Jahr bleiben die Osternächte wegen des Coronavirus dunkel.

Dunkelheit und Finsternis: Im christlichen Glauben entsteht gerade in ihnen etwas Neues. Die größten Feste der Christenheit beginnen deshalb in der Nacht. Weihnachten und Ostern werden die Christmette bzw. die Osternacht nachts gefeiert. Das ist ein entscheidendes Bild des christlichen Glaubens, denn die Nächte und Dunkelheiten des Lebens sind ja unsere größten Herausforderungen.

Mit allem, was schön und leicht ist, was Spaß und Freude macht, können wir ganz selbstverständlich umgehen. Aber Schwierigkeiten, Tod, Krankheiten, Leiden und dunkle Wegstrecken, die belasten und lähmen uns. Die Dunkelheiten und Nächte sind die eigentlichen Herausforderungen des Lebens.

Gott selbst ist vor diesen Dunkelheiten nicht ausgewichen. Er ist in Jesus von Nazareth Mensch geworden, um sich in die Nächte der Menschen hineinzubegeben. Und so hat Jesus persönliche Dunkelheiten vielfach erfahren: In der Ohnmacht, dass die meisten Menschen seine Worte und seinen Weg nicht verstanden haben. In dem Hass, der ihm entgegenschlug, weil er die Erwartungen der Menschen nicht erfüllt hat. In der Verzweiflung am Ölberg und im Tod am Kreuz. Gott ist Mensch geworden und hat all diese Dunkelheiten auf sich genommen und durchschritten, um uns davon zu erlösen.

So feiern wir Ostern, dass Jesus Christus aus der Finsternis des Todes auferstanden ist in das Licht des Lebens. Nach Tod und Auferstehung Jesu gibt es keine „end-gültigen“ Dunkelheiten mehr. Und weil Gott selbst die tiefsten Dunkelheiten durchlitten hat, begleitet er uns Menschen in allen Finsternissen. Seitdem gibt es einen Weg durch die Nächte hindurch.

Aber es kann lange Nächte geben. Denn Jesus hat die Finsternisse in dieser Welt nicht abgeschafft. Das zeigt sich in seinem eigenen Leben und Sterben. Doch er weist uns einen Weg und hilft uns mit seiner Gnade, dass auch wir mit ihm zusammen unsere Nächte durchleben können.

Das bringt Licht in die Finsternis. Ohne Gott bleibe ich jedenfalls oft in der Dunkelheit hängen. Sie lähmt mich und bedrängt mich. Das führt dazu, dass ich schlecht drauf bin, mich in mich selbst verschließe und nichts tun kann. Wenn ich aber meine Dunkelheiten Gott hinhalte und ihm sage, dann verändert sich nicht unbedingt die äußere, aber meine innere Wirklichkeit. Die Lähmung löst sich und ich kann das gestalten, was gerade möglich ist. Manchmal erlebe ich dann auch, dass aus der im Glauben getragenen Dunkelheit sogar etwas Positives wird.

In der schwierigen Situation der Landwirtschaft gibt es keine einfachen Lösungen. Dazu ist die Situation zu komplex. Doch mit meinem herzlichen Dank als Verbraucher für den großartigen Einsatz der Bäuerinnen und Bauern dafür, dass wir alle gute Nahrung haben, verbinde ich den Wunsch, dass Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, etwas von dem Licht aufleuchtet, das Jesus Christus durch seine Auferstehung in die Welt gebracht hat.