Osterlachen

Freude ist der Ton, auf den am Ostertag alles gestimmt ist. Lachen ist nicht die größte Spezialität der Christen. Man unterstellt ihnen oft einen Mangel an Humor. Dabei hat das Osterlachen einen festen Platz im Oster-Gottesdienst.

Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“, so beginnt das Osterlied von Paul Gerhardt. Freude ist der Ton, auf den am Ostertag alles gestimmt ist. Die Freude drängt nach außen.

Sie kann nicht innerlich bleiben. Sie steht uns ins Gesicht geschrieben. „Die Welt ist mir ein Lachen“, heißt es dann auch in einer weiteren Strophe des Liedes. Allerdings: Das Lachen ist vielleicht nicht die größte Spezialität der Christenmenschen. Man unterstellt den Christen oft einen Mangel an Humor. In den Gottesdiensten deuten sich Witze meist nur zaghaft an.

Dabei hat das Osterlachen seit alten Zeiten einen festen Platz im Gottesdienst am Ostersonntag. Die Gemeinde wird mit Witzen zum Lachen gebracht. Es ist ein ebenso einfacher wie überzeugender Start in den Ostertag: Die Freude und das Lachen gehören einfach zusammen.

Die Freude ist ja auch nicht grundlos. Das Osterlachen zeigt die Überlegenheit über den Tod. Der Tod hat sich an Christus die Zähne ausgebissen und ist somit der Lächerlichkeit preisgegeben. Der Apostel Paulus spottet mit Blick auf die Auferstehung Jesu: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“(1. Korinther 15,55).

Das ist vom Apostel nicht leichtfertig dahingesagt. Es ist ein Spott auf der Grenze, am Abgrund des Lebens, mit dem Blick in die Hölle. Aber der Höllenschlund mit seinem Toben und Wüten kann die Blicke nicht länger angstvoll bannen. Paulus weiß uns auf der Seite Christi. Er ermutigt uns, den Tod, der uns so quält, einen Spott sein zu lassen. Trübsal macht nicht länger trübe, Nachtgedanken erreichen das Sonnenlicht. Paul Gerhardt, den das Leben an manche Abgründe geführt hat, dichtet in diesem Sinne: „Mein Heiland ist mein Schild, der alles Toben stillt“.

In der Nähe des Heilands gewinnt das Lachen einen starken Grund und eine große Kraft. Und es erklingt nicht nur am Ostermorgen, es vermag auch alle anderen Tage einzufärben.

Glaubensheiterkeit. Mal als vorsichtiger Scherz, mal als kräftiger Humor, wie er von Martin Luther überliefert wird. Von Luther lässt sich viel lernen, wenn wir allzu zaghaft mit dem Lachen in der Kirche und in unserem Leben als Christinnen und Christen umgehen. Der Humor ließ den Reformator unerschrocken sein. Als einmal ein junger Pfarrer ihn um Rat fragte, wie er bei der Predigt seine Angst vor der Gemeinde überwinden könne, schlug Luther vor, er solle sich alle nackt vorstellen.

Bei der Glaubensheiterkeit geht es nicht um Comedy, sondern um die österliche Freude in den Wechselfällen des Lebens, es geht um das Lachen derer, die von der Macht des Todes erlöst sind: „... dann wird unser Mund voll Lachens sein“, heißt es in Psalm 126.

Dem Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch ist es immer wieder gelungen, den Ton der österlichen Freude in das Leben hineinzutransponieren. Bei ihm ergeben sich Ausblicke auf das Leben mit großer Gelassenheit, wenn er sagt: „Ich bin vergnügt, erlöst, befreit. Gott nahm in seine Hände meine Zeit.“ Seine Nachdichtung des 126. Psalms endet – ganz österlich – mit den Worten:

Was macht, dass ich so unbeschwert
Und mich kein Trübsal hält,
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
Wohl über alle Welt.