Meinung

Milchviehhaltung: Es brodelt im Verborgenen

Die Erzeugerpreise für Milch sind stabil. Von den Milchviehhaltern ist derzeit wenig zu hören. Doch die oberflächliche Entspanntheit täuscht: Neue Vorschriften für Fahrsilos und die verschärfte Düngeverordnung sind nur zwei von vielen Baustellen.

Auf den ersten Blick ist alles ruhig: Von den Milchbauern ist zurzeit wenig zu hören und zu sehen. Obwohl im vergangenen Jahr viele Kuhställe dichtgemacht worden sind, liegt die Milcherzeugung knapp über dem Vorjahresniveau. Auch die Erzeugerpreise haben sich kaum verändert. Sie sind weder ruinös noch wirklich gut.

Alles in Butter also? Keineswegs! Die Kuhhalter müssen viele Baustellen im Auge behalten:

  • Nach wie vor schlagen sie sich mit den Vorschriften für Fahrsilos, Mistplatten und Güllebehälter herum. Auf etliche Betriebe kommen Großinvestitionen zu, die sie kaum stemmen können.
  • Nicht nur die Veredlungsbetriebe leiden unter der verschärften Düngeverordnung, sondern auch die Grünlandspezialisten in den Mittelgebirgen. Entweder gibt es eine Lösung für das Nährstoffproblem oder der Tierbestand wird abgebaut.
  • Die Anforderungen an das Produkt Milch steigen. Erst kürzlich hat der Discounter Lidl angekündigt, demnächst in Nordwestdeutschland nur noch „Weidemilch“ anzubieten – und zwar ohne jeden Preisaufschlag. Wieder wird die Milchwirtschaft vor die Wahl gestellt: Friss oder stirb!
  • Welche Konsequenzen der Brexit haben wird, wenn er denn kommt, ist noch gar nicht absehbar. Tendenziell aber werden die Folgen negativ sein.

Und das Ganze müssen die Milcherzeuger bewältigen, ohne dass die Erzeugerpreise eine echte Perspektive bieten würden. Bald gibt es neue Kontrakte für das Weiße Sortiment im Lebensmitteleinzelhandel. Man darf gespannt sein, was sich bei den Verhandlungen erreichen lässt.

Klar ist, dass die Molkereien die zentrale Rolle im Geschehen spielen. Ob ein Landwirt seine Milch an die Molkerei A oder B liefert, entscheidet über die Zukunft seines Hofes. Preisdifferenzen von 5 Cent/kg Rohmilch, wie sie heute wieder vorkommen, sind im Zweifel der entscheidende Wettbewerbsfaktor. Gleichzeitig ist der Molkereiwechsel mangels Auswahl schwierig. Wer ihn trotzdem wagt, kann kräftig auf die Nase fallen, wie die Pleite der Berliner Milcheinfuhr- Gesellschaft (BMG) gezeigt hat.

Geimeinsame Initiative nötig

Schön wäre es, wenn die Milchverarbeiter endlich einmal etwas gemeinsam auf die Beine stellen würden, was den Bauern hilft. Bisher gibt es weder bei der Sektorstrategie noch bei der Branchenorganisation erkennbare Fortschritte. Stattdessen überbieten sich die Molkereien gegenseitig mit ausgeklügelten Nachhaltigkeitsprogrammen (Milkmaster, MilchPlus, Foqus planet, Arlagarden usw.), deren Lasten die Landwirte tragen und deren Erfolge zweifelhaft sind. Das nervt.

Nur oberflächlich ist es an der Milchfront ruhig, darunter brodelt es heftig. Kein Wunder!Nur vordergründig ist es rund um die Milchviehhaltung ruhig. Die Erlöse sind mäßig und die Auflagen werden strenger.