Landeswaldgipfel: Auf dem Holzweg

Auf dem Landeswaldgipfel hat NRWs Umweltministerin Ursula Heinen-Esser Hoffnung auf eine Baumprämie gemacht. Dieser Vorstoß kommt zwar zum richtigen Zeitpunkt, bleibt aber zu unkonkret.

Am vorvergangenen Montag fand der ­„Landeswaldgipfel“ statt, zu dem Umweltministerin Ursula Heinen-Esser nach Düsseldorf eingeladen hatte. Dort machte die Ministerin Hoffnung auf eine Baumprämie für die Waldeigentümer. Damit sollen künftig die Ökosystemleistungen des Waldes honoriert werden – besonders die CO2-Kompensation. Damit folgt Heinen-Esser der Forderung unter anderem der Familienbetriebe Land und Forst – diese verlangen jährlich 125 €/ha als Ausgleich für die Kohlenstoffdioxid-Bindung des Waldes.

Detailfragen ungeklärt

Das Zugeständnis einer Baumprämie kommt zum richtigen Zeitpunkt. So weit, so gut. Es ist aber viel zu unkonkret. Denn wie genau sich ­Heinen-Esser die Baumprämie vorstellt, lässt sie bislang offen. Detailfragen, zum Beispiel zur ­Prämienhöhe und ab wann sie verfügbar ist, bleiben ungeklärt.

Auch wenn die Natur- und Klimaschutzleistungen des Waldes in der Bevölkerung mehr Zuspruch finden als die Holzproduktion, darf die Baumprämie nicht an die schmerzhafte Beschränkung geknüpft sein, das „prämierte“ Holz später ungenutzt zu lassen.

Die Holznutzung bindet langfristig Kohlenstoffdioxid, zudem fördert die Bewirtschaftung der Wälder die Artenvielfalt, wie Prof. Dr. Christian Ammer von der Universität Göttingen bereits mehrfach wissenschaftlich belegte.

Grundlegende Hilfe nötig

Aktuell täuscht die Baumprämie über das eigentliche Problem hinweg: Die Waldbesitzer brauchen Hilfe. Hilfe bei der Bekämpfung der Borkenkäfer, bei der Wiederbewaldung und bei den Überlegungen, wie es mit der Waldwirtschaft weitergeht.

Hierbei steht der Kleinprivatwald im Vordergrund. Wenn die Forstwirtschaft im klein parzellierten Wald bislang zumindest kostendeckend war, lohnt sich das Wirtschaften unter den jetzigen Bedingungen schlichtweg überhaupt nicht.

Komplizierte Förderung

Schon für die Aufarbeitung des Käferholzes, das Hacken der Kronenteile und den Transport der Stämme aus dem Wald heraus hat Heinen-Esser 9 Mio. € zur Verfügung gestellt. Unklar ist, wie viel von der Förderung bisher ausgezahlt wurde. Jedenfalls beklagen die Waldeigentümer ein zu kompliziertes Antragsverfahren, das weit mehr als den Nachweis der geernteten Käferholzmenge und der geschädigten Fläche erfordert.

Fördergelder zur Verfügung zu stellen, die sich in der Praxis nur mit einem unverhältnismäßig hohen Aufwand abrufen lassen, ist fadenscheinig. Und mit dem bloßen Versprechen einer Baumprämie ist die Ministerin auf dem Holzweg.

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