Kommentar

Hauspreise mit System

Januar ist ein guter Monat für die Schlachter: Die Mäster sind erpressbar. Denn Mastschweine sind nach den Weihnachtsfeiertagen mehr als reichlich vorhanden. Und die Schlachtgewichte steigen. Das sind beste Bedingungen, um den Markt unter Druck zu setzen.

So schamlos wie in diesem Jahr haben die vier großen Schlachtunternehmen die Notlage der Bauern bislang noch nie ausgenutzt: Erst die Maskenänderungen zum neuen Jahr, dann Hauspreise von 1,30 €/kg in der letzten Woche. Tönnies und Danish Crown haben den Auftakt gemacht, Westfleisch folgte und als Schlusslicht am Montag Vion.

Die Schweinemäster werden gleich doppelt gebeutelt. Nicht nur die Hauspreise machen ihnen massiv zu schaffen. Zusätzlich fehlen ihnen durch den Maskenwechsel selbst bei jetzigen Preisen dauerhaft 1,50 € brutto pro Schwein.

Die Kampfansage der großen Vier hat System. Während der Mittelstand versucht, sich an Vereinbarungen zu halten und zur VEZG-Notierung einzukaufen, können sie sich ohne Angst vor leeren Haken günstig eindecken. Sie wissen, dass ihnen bei ihrem Marktanteil von 60 % kein Boykott droht. Denn Händler und Mäster müssen den feiertagsbedingten Stau abarbeiten. Weiteres Zögern hätte empfindliche Gewichtsabzüge zur Folge. Fakt ist auch, dass die Schlachtschweinelieferungen aus Angst vor weiteren Preissenkungen eher zu- als abnehmen. Auf der Mengenseite droht also keinerlei Ungemach.

Mit dem billig eingekauften Fleisch hauen sie im Verkauf unter die Preise und graben so dem Mittelstand das Wasser ab. Und was jetzt nicht am Markt platziert werden kann, füllt die Kühlhäuser – die Grillsaison lässt grüßen. Wer für 1,30 €/kg Nackenkoteletts und Grillbäuche im großen Stil einfrieren kann, macht im Mai richtig Marge. Schöne Aussichten!

Leidtragende sind die Schweinemäster in ganz Europa. Denn der deutsche Preis hat eine Leitfunktion. Wenn es bei uns knirscht, stürzen die Preise in ganz Europa. Betroffen sind auch die Sauenhalter. Der Bruch bei den Schlachtschweinepreisen zieht den Ferkelpreis mit runter, der sich eigentlich im Januar saisonbedingt erholt.

Wenn Marktmacht so ungleich verteilt ist und das Preisgebahren so gleichgeschaltet auftritt, liegt der Verdacht auf Absprachen förmlich in der Luft. Dass die Rote Seite dies Geschäft beherrscht, hat sie bei der Wurst bestens gezeigt. Da hat das Kartellamt deutlich gemacht, dass es in dieser Hinsicht keinen Spaß versteht. Wann schützt es endlich die Bauern vor der Marktmacht ihrer Abnehmer, damit diese Erpressungsversuche nicht weiter Schule machen?