Gestrafte Gutgläubigkeit

Im Fipronil-Skandal hat es zwei Festnahmen gegeben. Gestraft aber sind die Landwirte, die das Mittel gutgläubig eingesetzt haben. Sie sind ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten – und erzeugen jetzt Eier für die Tonne.

Im Fipronil-Skandal hat es zwei Festnahmen gegeben. Gestraft aber sind die Landwirte, die das Mittel Dega 16 gutgläubig eingesetzt haben. Sie sind ins Visier der Staatsanwaltschaft und der Öffentlichkeit geraten – und erzeugen jetzt Eier für die Tonne.

Im Skandal um die mit dem Insektengift Fipronil kontaminierten Eier hat es inzwischen zwei Festnahmen gegeben. Manager des niederländischen Unternehmens, das Fipronil unerlaubt zur Bekämpfung der Roten Vogelmilbe einsetzt hatte, wurden verhaftet. Das Netzwerk zieht sich bis nach Osteuropa und wird vermutlich schwer zu durchdringen sein. Gestraft sind die Landwirte, die das Mittel Dega 16 hoffnungsvoll in ihren Ställen eingesetzt haben.

Für Legehennenhalter ist die Rote Vogelmilbe ein echtes Problem. Die Schmarotzer ziehen sich tagsüber in die Ritzen der Stalleinrichtung zurück, wo sie nur schwer bekämpft werden können. Nachts befallen die Milben dann die Hühner, um sich von ihrem Blut zu ernähren. Eine Belastung für die Tiere und zudem unhygienisch. Dauerhaft sind die Plagegeister kaum zu vertreiben. Wer dagegen eine Wunderwaffe anbietet, dem will man verständlicherweise nur zu gerne glauben. Bis zu 50 Wochen keine Milben im Stall, damit soll das niederländische Reinigungsunternehmen für Dega 16 geworben haben.

Die gutgläubigen Landwirte wurden bewusst getäuscht. Sie sind damit nicht nur ins Visier der Staatsanwaltschaft und der kritischen Öffentlichkeit geraten, sondern erzeugen jetzt Eier für die Tonne. Ethisch schwer zu ertragen. Gleichzeitig fehlen die Einnahmen. Eine prekäre Lage. Dass immer noch unklar ist, wie mit den Legehennen verfahren wird, belastet die Betriebe zusätzlich. Das Problem der Roten Vogelmilbe hat sich für sie damit zu einem noch größeren Problem entwickelt. Es beweist wieder mal eins: Kriminelle Energie lauert insbesondere da, wo legal nur bescheidene Erfolge zu verzeichnen sind.

Da kommt einem der Spruch in den Sinn: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Der Nationale Rückstandskontrollplan wird jährlich neu festgelegt. Fipronil stand bisher nicht im Fokus der Untersuchungen. Das wird sich nun vermutlich ändern. Doch letztendlich laufen Kontrollen immer nur hinterher.

Durch das Zurückhalten von Informationen und gegenseitige Schuldzuweisungen wird es noch schwieriger, Kriminellen das Handwerk zu legen. Hier müssen die Länder offener und ehrlicher miteinander umgehen. Auch die unterschiedliche Bewertung der Gefährlichkeit von Fipronil ist kontraproduktiv. So verstreicht zu viel Zeit bis zum Handeln. Auch wenn von der Substanz keine unmittelbare Gefahr für den Menschen ausgeht, in einem Lebensmittel hat sie ganz sicher nichts zu suchen.