Ernährung und Klimaschutz: Jeder ist in der Pflicht

Geht es um den Klimaschutz, ist jeder, der isst und trinkt, in der Pflicht. Welchen Beitrag kann dabei die Landwirtschaft, welchen können die Verbraucher leisten? Und: Ist Bio eine Lösung?

Klimaschutz ist immer dann einfach, wenn andere an den Pranger gestellt werden können: Die dreckigen Kreuzfahrtschiffe, die ungeniert auf hoher See Schweröl verbrennen. Der brasilianische Präsident, der den Regenwald roden lässt. Oder auch: Die uneinsichtigen Bauern, die nicht bereit sind, ihren Betrieb auf Bio umzustellen.

Unbequem wird es, wenn der Verbraucher selbst in die Pflicht genommen wird, wie es bei der Ernährung der Fall ist.

Treibhausgase in der Lebensmittelkette

In Deutschland verursacht das Essen etwa 15 % der Treibhausgasemissionen. Davon entfällt nur etwa die Hälfte auf die Lebensmittelproduktion. Der Rest ist dem Transport, der Lagerung, der Verpackung oder auch der Lebensmittelverschwendung geschuldet. Soll sich etwas ändern, ist an all diesen Stellschrauben zu drehen.

Einer Studie der Europäischen Verbraucherorganisation BEUC zufolge sind zwei Drittel der Europäer durchaus bereit, ihre Ernährungsgewohnheiten zum Schutz von Umwelt und Klima zu ändern. Genaue Vorstellungen, wie das geht, haben die meisten aber nicht.

Ökologische Landwirtschaft als Lösung?

Kann Bio eine Lösung sein? In der Öffentlichkeit entsteht leicht der Eindruck, dass sich mit einer Umstellung von konventioneller Landwirtschaft auf Bio die Welt retten lässt. Ganz so einfach ist es aber nicht.

Bezogen auf die Fläche, schneiden Biobetriebe bei den Treibhausgasemissionen zwar besser ab als die konventionell wirtschaftenden Kollegen. Allerdings ist der Ertrag pro Hektar im Biolandbau geringer. Werden die Emissionen pro Kilogramm erzeugter Lebensmittel berechnet, schneiden Biobetriebe beim CO2-Fußabdruck ähnlich, manchmal sogar schlechter ab.

Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob allein mit Bio in Zukunft 10 Mrd. Menschen ernährt werden können. Würden alle Betriebe auf Ökolandbau umstellen, wäre damit in absehbarer Zeit weder das Hunger- noch das Klimaproblem zu lösen. Derzeit brauchen wir beides, konventionelle und Biolandwirtschaft. Entscheidend ist, dass beide voneinander lernen, statt gegeneinander zu arbeiten.

Fleischkonsum massiv reduzieren

Doch zurück zur Rolle des Verbrauchers: Möglich ist es schon, auf Dauer alle Menschen gesund zu ernähren, ohne dem Planeten zu schaden. Wissenschaftler aus verschiedenen Nationen und Fachrichtungen ­haben dazu Ernährungsempfehlungen erarbeitet. Für uns Deutsche bedeuten diese beispielsweise, dass wir unseren Fleischkonsum um mindestens die Hälfte reduzieren müssen.

Stattdessen sollen wir etwa doppelt so viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse essen wie bisher. So weit geht die Bereitschaft dann vielleicht doch nicht.

Weitermachen wie bisher kommt aber nicht infrage. Geht es um den Klimaschutz, ist jeder, der isst und trinkt, in der Pflicht. Wir alle, Landwirte und Verbraucher, sind angesprochen, uns zu informieren und entsprechend zu handeln. Einfach ist das sicher nicht. Aber pauschal auf andere zu weisen und die eigenen Hände in Unschuld zu waschen, ist keine Lösung.

Klimaschutz geht nur gemeinsam. Wir sind alle in der Pflicht.

Mehr zum Thema:

Serie: Landwirtschaft und Klimaschutz

Biogas hilft beim Klimaschutz

von Katja Stückemann

Mais war gestern. Zukünftig soll Biogas aus Gülle und Mist entstehen. Denn das vermindert die klimaschädlichen Emissionen aus der Tierhaltung.

Serie: Landwirtschaft und Klimaschutz

Klimaschutz durch Humusaufbau?

von Tobias Heggemann (LWK NRW), Dr. Chris Bamminger (LANUV NRW), Dr. Carsten Schilli (Geologischer Dienst NRW)

Böden können Kohlendioxid als Humus speichern. Seit einiger Zeit bieten Firmen ­Zertifikate mit dem Versprechen an, für Humusaufbau Geld zu bezahlen. Ein lohnendes Geschäft?