Drei Strategien sind zu viel

Drei Landwirtschaftsministerinnen befassen sich zurzeit mit sogenannten Nutztierhaltungsstrategien. Für die Landwirte ist dabei eine klare und verlässliche Linie wichtig – nicht ein Zuständigkeits-Durcheinander durch drei ähnliche oder sich ergänzende Strategien.

Die Idee ist gut: Die Nutztierhaltung in Deutschland soll so gestaltet werden, dass sie die Bedürfnisse der Tiere befriedigt, die Erwartungen der Bevölkerung in Sachen Tier-, Umwelt- und Naturschutz erfüllt und gleich­zeitig den Landwirten und ihren Familien eine verlässliche Basis für ihre Arbeit bietet – mit wirtschaftlicher Sicherheit und gesellschaftlicher Anerkennung.

Tatsächlich ist die Praxis davon noch weit entfernt. Umso wichtiger ist es, dass die Agrarpolitiker alles unternehmen, um dieses Ziel zu erreichen. Guten Willen darf man sicher unterstellen, aber gut gemeint ist noch nicht gut gemacht.

Gleich drei Landwirtschaftsministerinnen befassen sich zurzeit mit sogenannten Nutztierhaltungsstrategien. Julia Klöckner hat das Projekt von ihrem Vorgänger Christian Schmidt übernommen. Christina Schulze Föcking veröffentlichte jüngst die Eckpunkte der NRW-Nutztierhaltungsstrategie und Barbara Otte-Kinast, Ministerin in Hannover, will den niedersächsischen Tierschutzplan ebenfalls zur Strategie ausbauen.

Alle drei Initiativen verfolgen ähnliche Ansätze und Ziele, aber sind nicht identisch. Während hier sehr konkrete Daten und Fakten im Mittelpunkt stehen, beispielsweise Schlachtbefunde, geht es dort mehr um Grundsatzfragen. Bauern sehen das mit Sorge. Vor allem, weil schlimmstenfalls ein Zuständigkeits-Durcheinander droht. Was die Landwirte brauchen, ist eine klare Linie, an der sie sich orientieren können. Nicht drei ähnliche oder sich ergänzende, sondern bitteschön eine Tierhaltungsstrategie, die unverrückbar steht und allen Beteiligten Sicherheit gibt. Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen als Zentren der Veredlung kommt bei der Entwicklung eine maßgebliche Rolle zu. Doch am Ende müssen Standards und Vereinbarungen bundesweit gelten. Und das ist es nicht allein. Die Tierschutzstrategie ist nur dann etwas wert, wenn sie auch von Tier-, Umwelt- und Naturschützern akzeptiert wird. Den Landwirten wird das schmerzhafte Zugeständnisse abverlangen, für die sie im Gegenzug auch gewisse Garantien erwarten dürfen.

Trotzdem: Die drei Ministerinnen sind Mitglieder derselben Partei, sie haben genug Praxisbezug und frischen Elan. Christina Schulze Föcking ist zurzeit Vorsitzende der Agrarministerkonferenz. Das sind beste Voraussetzungen, um gemeinsam etwas zu bewirken. Wenn es nicht nur um Aktionismus geht, sondern wirklich um das Tierwohl und eine planbare Zukunft für die Landwirte, dann müssen sie jetzt eng zusammenarbeiten. Konkrete Ergebnisse sind jetzt gefragt, die den Bauern neue Perspektiven eröffnen. Es wird Zeit, die Nutztierhaltungsstrategie voranzubringen – und zwar eine, nicht drei!