Die Devise lautet: Machen

Die Bauern in Westfalen wollen mit einem Aufschlag auf das Mischfutter Geld sammeln, um das öffentliche Bild der Landwirtschaft zu stärken. Wichtig ist dabei: Der Köder muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken.

Jetzt geht es also los: Die Bauern in Westfalen-Lippe heben ihre Öffentlichkeitsarbeit auf eine neue Stufe und machen sich mit der eigens geschaffenen Marke „Landwirt schafft Leben“ daran, ihr Image aufzupolieren. Adressat sind die Menschen im ländlichen Raum, aber auch die Meinungsbildner in Münster, Düsseldorf und Berlin. Und Absender sind die Tierhalter aus der Region, die mithilfe der Genossenschaften vor Ort freiwillig 1 € pro Tonne Mischfutteräquivalent für freche und emotionale Werbebotschaften bereitstellen können.

Dem zunächst auf zwei Jahre befristeten Projekt ist der Erfolg zu wünschen, denn den Bedarf an professioneller Öffentlichkeitsarbeit bezweifelt niemand. Spätestens seit dem Ende der CMA vor fast zehn Jahren (Jahresetat ca. 100 Mio. €) fehlen der Branche die Strukturen und Ressourcen für schlagkräftige Kampagnen. Gleichzeitig haben die Kritiker enorm aufgerüstet. NGOs wie Greenpeace und PETA prägen mit viel (Spenden-)Geld und noch mehr Emotionen die gesellschaftlichen Debatten.

Damit soll unter dem Slogan „Verantwortung für Veränderung“ bald Schluss sein. Aufbauend auf der Stärken-Schwächen-Analyse der Offensive Nachhaltigkeit wollen der westfälische Bauern- und Raiffeisenverband das verantwortungsvolle Handeln der Tierhalter in den Mittelpunkt rücken und auch das Selbstbewusstsein des einen oder anderen Berufskollegen stärken.

Ob das gelingt, entscheiden Landwirte und Genossenschaften von nun an selbst. Die Zeit der Ausreden ist vorbei, in der man sich unter Bauern schnell einig war, dass etwas für ein besseres Image getan werden müsste, man aber beim Blick aufs Geld ausgesprochen schmallippig wurde.

Entscheidend wird es in den kommenden Monaten sein, den nötigen Schwung und die kritische Masse aufzubauen. Es mag sein, dass insbesondere Tierhalter einen größeren Teil der Last tragen als andere Berufskollegen. Und es ist ebenso richtig, dass die öffentliche Auseinandersetzung nach einer bundesweiten und nicht nur einer westfalenweiten Lösung schreit. Langwierige Diskussionen helfen aber niemandem weiter. Die Devise lautet: machen. Schnelligkeit und Umsetzbarkeit sind vorerst wichtiger als die letzte Gerechtigkeit. Andere Regionen und Betriebszweige sind aber ausdrücklich eingeladen, schnell dem Beispiel zu folgen.

Wichtig ist außerdem, dass der Köder dem Fisch und nicht dem Angler schmecken muss. Wer erfolgreich Meinungsbildner in Berlin oder junge Menschen in den sozialen Netzwerken erreichen möchte, muss den Werbeprofis nicht nur das nötige Geld, sondern auch eine gewisse Beinfreiheit zugestehen. Wenn am Ende 30-köpfige Humorkommissionen die Werbekampagnen verschlimmbessern, ist damit genauso wenig erreicht wie mit einer Dauerdiskussion ums liebe Geld.