Der Unhold hinter der Maske

Der Waschbär sieht zweifellos niedlich aus. Aber die Raubwildart wird zunehmend zum Problem.

Zweifellos sehen Waschbären mit ihrem flauschigen Fell, der Gesichtsmaske und den schwarzen Knopfaugen niedlich aus. Doch hinter der Maske des possierlichen Tieres verbirgt sich eine Raubwildart, die es in sich hat und sich in Deutschland rasant vermehrt. Das verdeutlicht die Jagdstrecke: 1996/97 lagen bundesweit gerade mal 5000 Waschbären auf der Strecke, im Jagdjahr 2015/16 waren es mehr als 128 000.

Verbreitungsschwerpunkt Ostwestfalen

Am Edersee wurden 1934 zwei Waschbären-Pärchen ausgesetzt, um wie es damals hieß, die „heimische Fauna zu bereichern“. Die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Tiere fühlten sich in ihrer neuen hessischen Heimat offenbar pudelwohl. Denn der Raum Nordhessen, Ostwestfalen-Lippe, Südniedersachsen ist einer von bundesweit zwei Verbreitungsschwerpunkten dieser Art. Der andere ist Brandenburg, wo 1945 Tiere aus Pelzfarmen entlassen wurden. Als Folge kommt es in diesen Regionen mittlerweile zu Schadensbildern in Maisfeldern, die selbst Experten staunen lassen.

Von Schäden durch die Raubsäuger ist jedoch nicht nur die Landbevölkerung betroffen. Die Waschbären haben schnell die Vorzüge des Stadtlebens entdeckt. Ihre europäische „Hauptstadt“ ist Kassel, wo im Mittel ein Waschbär auf einem Hektar Stadtgebiet lebt. Zum Vergleich: Im Solling beträgt die Waschbären-Dichte zwei bis vier Tiere – jedoch pro 100 ha. Für manchen Haus- und Gartenbesitzer hat die Niedlichkeit der Tiere bereits ein Ende gefunden: wenn die Biotonne wiederholt geplündert wurde, der Inhalt des „Gelben Sacks“ am Morgen auf dem Gehsteig eingesammelt werden muss, die Fische im Gartenteich fehlen oder die Waschbären zu „Untermietern“ auf dem Dachboden geworden sind. Selbst Amphibienschützer müssen mittlerweile den Sinn des Krötenschutzzaunes hinterfragen, wenn die Eimer bereits des Nachts von den Kleinbären geleert werden.

Fallenjagd?!

Damit die Städte für die Tiere an Attraktivität verlieren, kommt es vor allem darauf an, das Nahrungsangebot einzuschränken. Doch selbst in Kassel werden bis heute Waschbären gefüttert. Im ländlichen Raum kann der Bestand jagdlich reguliert werden. Überzogene Auflagen hinsichtlich der Fallenjagd, wie durch das neue Landesjagdgesetz geschaffen, sind jedoch gerade bei einer nachtaktiven Wildart kontraproduktiv – genau das Gegenteil wäre sinnvoll. Ansonsten breitet sich die Art weiter aus und wird zum generellen Problem.