Das Gefühl, mit Gott eins zu sein

Welche Rolle spielte Maria Magdalena wirklich? Wird in der katholischen Kiche wieder über ein Weihe-Amt für Frauen nachgedacht? Und welcher Zusammenhang ergibt daraus sich zur Stellung der Frau in der Landwirtschaft? Pfarrer Martin Weber mit einem Kommentar zum Osterfest.

"Maria Magdalena“ heißt der neue Film von Garth Davis, der gerade in den Kinos gestartet ist. Er handelt von einer der zentralen und schillerndsten Frauen im Neuen Testament. Gerade weil für die damaligen Verhältnisse einer patriarchalischen Männer- und Re­li­gions­gesell­schaft relativ viel über sie geschrieben steht, ist im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu über das spekuliert worden, was vielleicht bewusst nicht überliefert wurde. Welche Rolle hatte Maria Magdalena wirklich?

In den Evangelien sind es die Frauen, die als Erste zur Osterbotschaft finden. Johannes erzählt, dass Maria Magdalena von Jesus persönlich beauftragt wird, das Evangelium, die Frohe Botschaft von der Auferstehung, den anderen Jüngern zu verkündigen. Sie wird damit – zusammen mit den anderen Frauen – zur „Apostelin der Apostel“, wie es der Kirchenvater Hippolyt von Rom († 235) bereits bezeugt. Vor knapp einem Jahr hat Papst Franziskus den Gedenktag an Maria Magdalena (22. Juli) in den Rang eines Festes erhoben und sie mit den Aposteln gleichgestellt. In dem Dekret ist lateinisch vom „ministerium“ die Rede. Das kann „Dienst“, aber auch „Amt“ bedeuten. Heißt das, dass in der katholischen Kirche doch wieder über ein „Weihe-Amt“ für Frauen nachgedacht werden kann?

Auch die Stellung der Bäuerinnen hat sich im Laufe der Zeit verändert. Über Jahrhunderte hinweg unterschied sich ihre Arbeit kaum von der des Bauern, zusätzlich hatte sie aber für die Kinder, den Haushalt und die Herstellung von Nahrung und Kleidern zu sorgen. Rechtlich war sie dem Bauern untergeordnet, ihr Erbe ging in der männlichen Linie auf. Noch vor 50 Jahren waren nur etwa 5 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Frauenhand, heute dürften es auch nicht viel mehr als doppelt so viele sein. Aber der WLLV wirbt unter anderem mit dem Slogan „Frauen können und wollen mehr.“

Im Kinofilm fragt Maria Jesus einmal in Bezug auf das neue Gottesreich: „Ist das vielleicht das Gefühl, mit Gott eins zu sein?“ Und Jesus antwortet verstehend und berührt: „Niemand hat mich je gefragt, wie es sich anfühlt.“ Die starke Frau an Jesu Seite bringt eine Spiritualität zur Sprache, die den eher eifersüchtigen Männern fern ist. Es geht nicht nur um Tradition, Macht und Deutungshoheit, sondern um eine geistige Tiefe und Nähe.

Wenn wir jetzt darüber nachdenken, wie es „Auferstehung“ geben kann in unserer Welt, in Politik und Kirche, in unseren Familien und auf unseren Höfen, brauchen wir Männer unbedingt die Frauen, denen Jesus wohl nicht ohne Grund diesen ersten Verkündigungsauftrag übertragen hat.