Schützenfeste

Das andere Schützen-Jahr

Das Corona-Virus macht Schützenfeste in diesem Jahr unmöglich. In der Krise steckt aber auch eine Chance für die Schützenvereine. Sie können ihr Image aufpolieren.

Pfingsten 2020 war rot in meinem Kalender markiert. An dem Wochenende hätte das traditionelle Schützenfest in meinem Heimatdorf stattgefunden. Ein wunderbarer Anlass, um nach Hause zurückzukehren, um Freunde, Verwandte und alte Weggefährten zu treffen und mit ihnen das neue Königspaar zu feiern.

Doch die Corona-Pandemie verhindert das. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wird es zwischen Borken und Höxter keine Schützenfeste geben. Viele Vereine haben schon abgesagt. Manche zögern noch, dürften aber bald nachziehen.

Ein Fest, das alle Generationen verbindet, ist in diesem Sommer unmöglich. Oder können Sie sich eine Feier vorstellen, bei der mit Sicherheitsabstand getanzt wird, der Zutritt für ältere Menschen verboten wird und die Schützen mit Masken gesichtslos durch das Dorf marschieren?

Viele Vorstände hätten sich schon früher eine klare Ansage der Landesregierung zur unausweichlichen Generalabsage gewünscht. Bis zum Redaktionsschluss war weder die Größe einer Großveranstaltung genau definiert noch wie mit kleineren Festen und Feiern nach dem Ende der Kontaktsperre Anfang Mai umzugehen ist. Ein klarer Erlass hätte frühzeitig für Rechtssicherheit und eine einheitliche Linie gesorgt.

Jetzt sollten sich die Landesregierung und die Amtsgerichte kooperativ zeigen, wenn zum Beispiel Generalversammlungen nicht stattfinden konnten. Außerdem Schützenvereine zielgerichtet unterstützen, die in eine wirtschaftliche Schieflage rutschen. Im Sauerland zum Beispiel brechen vielen Vereinen die Einnahmen aus Fest und Vermietung weg. Mit diesem Geld halten sie ihre Hallen instand und stellen sie der Dorfgemeinschaft zur Verfügung.

Die Corona-Krise birgt aber auch Chancen für die Vereine. In manchen Dörfern verbindet man mit ihnen eher ein antiquiertes Herumstolzieren und einen ausgeprägten Bierdurst. Jetzt können sie ihr Image aufpolieren.Denn der Begriff „Schützen“ gewinnt gegenwärtig wieder an Bedeutung. Diesmal bedrohen nicht Räuberbanden oder fremde Truppen wie zu Beginn des Schützenwesens die Dörfer, sondern ein kleiner Feind, der auch unter den Alten und Schwachen auf dem Land wüten wird.

Dabei brauchen die Schützen sich nicht als Aushilfsärzte einzubringen, sondern können über viele kleine Gesten ihren Nachbarn beistehen: Einkäufe für Risikogruppen erledigen, Trost und Ablenkung über die digitalen Kanäle spenden oder wie zu Ostern geschehen, den Ort feierlich beflaggen. So zeigen sie Anteilnahme und dass sie viel mehr sind als nur das Schützenfest.

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