Boden bald unbezahlbar?

Teurer Boden: Die Flächenpreise sind in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen zehn Jahren um 70 % gestiegen. Mit den wirtschaftlichen Ergebnissen im Ackerbau und der Tierhaltung lässt sich das schon lange nicht mehr erklären.

Teurer Boden: Die Flächenpreise sind in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen zehn Jahren um 70 % gestiegen. Mit den wirtschaftlichen Ergebnissen im Ackerbau und der Tierhaltung lässt sich das schon lange nicht mehr erklären.

Wer vor einigen Jahren in Fläche investiert hat, kann sich glücklich schätzen. Die Bodenpreise kennen weiterhin nur eine Richtung: nach oben. Laut aktuellen Zahlen der Gutachter-Ausschüsse wurden im vergangenen Jahr in NRW gut 3600 ha landwirtschaftliche Fläche zu einem Gesamtpreis von 162 Mio. € gehandelt. Das entspricht einem Preis von 44 500 €/ha – ein Plus von 15 % gegenüber dem Vorjahr und satte 70 % mehr als noch vor zehn Jahren.

Wo ist es am teuersten?

Die Spitzenpreise pro Quadratmeter werden im Regierungsbezirk Münster (knapp 7 €) gezahlt. Es folgen die Bezirke Düsseldorf (knapp 6 €), Köln (3,70 €), Detmold und Arnsberg (je rund 3,20 €). Auch die Preisdynamik fällt sehr unterschiedlich aus: Während die Kaufwerte im Kreis Siegen-Wittgenstein seit Jahren auf einem Niveau von rund 1,50 €/m2 verharren, sind sie im gleichen Zeitraum im Kreis Borken regelrecht explodiert. Mehr als 80 000 € mussten Käufer dort im vergangenen Jahr für den Hektar berappen, 50 % mehr als noch vor vier Jahren.

Die Gründe

Die Gründe für die seit Jahren anhaltende Preishausse lassen sich mit den erzielbaren Grundrenten im Ackerbau und den wirtschaftlichen Ergebnissen in der Tierhaltung schon lange nicht mehr erklären. Fläche ist knapp und begehrt, weil sich der Kauf bei historisch niedrigen Zinsen gut rechnet. Die nötige Zahlungsfähigkeit für die Tilgung vorausgesetzt, lassen sich auch aberwitzige Summen bei Zinssätzen nahe Null wirtschaftlich darstellen. Branchenfremde Investoren, aber auch viele Landwirte, investieren kräftig. Und weil es an alternativen Anlagemöglichkeiten mangelt, trifft zu viel Liquidität auf zu wenig Fläche.

Hinzu kommen der fortschreitende Flächenverbrauch und die mit der Umsetzung der Düngeverordnung noch weiter zunehmenden Nährstoffprobleme. Nicht ohne Grund verzeichnen die Statistiker die höchsten Preise und Preisanstiege an den vieh- und biogasstarken Standorten im Münsterland. Wenn es nicht gelingt, erhebliche Nährstoffmengen aus diesen Regionen he­rauszubekommen, werden Bodenpreise und Gülleabgabekosten weiter steigen – oder Tierbestände abgebaut werden müssen.

Bauern und Verbände sind auch gefragt

Beides kann sich kein Landwirt wünschen. Die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) mag nicht im direkten Einflussbereich der Landwirte liegen. Bei den Themen Flächenverbrauch und Nährstoffproblematik sind die Bauern und ihre Verbände aber sehr wohl gefragt. Sei es, um den Verantwortlichen von kommunaler bis Bundesebene Druck zur Begrenzung des Flächenfraßes zu machen, oder um neue technische Verfahren zum Umgang mit den Nährstoffherausforderungen anzuschieben.

Und auch den Flächenkäufern sei ein Rat gegeben: Entwicklungen wie der jähe Preisabsturz am US-Bodenmarkt in den 80er-Jahren zeigen, dass jeder Höhenflug eines Tages endet. Steigen die Zinsen, könnte die Euphorie auch hierzulande schnell einen ordentlichen Dämpfer erhalten.