Auf gute Nachbarschaft ...

In der 1.200-Seelen-Gemeinde Hovestadt machen SPD-Vertreter den Bau eines Schweinestalles zum Wahlkampfthema und stellen eine Landwirtsfamilie an den Pranger.

Was auch immer die Vertreter der SPD in Lippetal geritten hat, den Bau eines Schweinestalls in der 1.200-Seelen-Gemeinde Hovestadt zum Wahlkampfthema zu machen – die Art und Weise, wie sie eine einzelne Landwirtsfamilie an den Pranger stellen, verschlägt dem Beobachter die Sprache.

Stein des Anstoßes der Genossen sind die Wachstumspläne eines Junglandwirts. Dieser möchte an seiner Hofstelle in Ortsrandlage den Betrieb auf 200 Sauen erweitern und einen Ferkelaufzuchtstall für 840 Tiere bauen. Eine „extreme Massentierhaltung“, wie die ortsansässige SPD befindet und nun mit Plakaten Stimmung macht.

Dass das Bauvorhaben des Landwirts von allen zuständigen Behörden bereits vor Monaten rechtskräftig genehmigt wurde, interessiert die SPD-Vertreter dabei wenig. Auch die Tatsache, dass der Betrieb keinen eigenen Alternativstandort hat und durch die Investition in eine teure Abluftreinigung nach dem Wachstumsschritt sogar weniger Emissionen ausstoßen wird als heute, lassen die Politiker unter den Tisch fallen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Gerade beim Bau von Ställen ist es legitim, wenn Gesellschaft und Politik von Landwirten Fingerspit­zengefühl verlangen. Mögliche Geruchs- und Lärmbelästigungen lassen sich nicht einfach wegdiskutieren. Deshalb können betroffene Bürger zu Recht – etwa bei der Standortwahl – Kompromissbereitschaft von Tierhaltern einfordern. Es ist sowohl die Aufgabe der Lokalpolitik, wichtige Themen im Wahlkampf zuzuspitzen, als auch das gute Recht von Anwohnern, den Bau von Ställen in ihrer Nachbarschaft kritisch zu hinterfragen.

Wenn dann aber, wie in Hovestadt, nach einem langwierigen Genehmigungsverfahren und zahlreichen Abwägungsprozessen eine Entscheidung getroffen wurde, dann muss es auch mal gut sein. Es eröffnet nicht das Recht, Wahlkampf auf dem Rücken einer Familie zu machen, nur weil diese auch in zehn Jahren noch von ihrer Landwirtschaft leben möchte.

Nein, ein öffentlicher Pranger und verhärtete Fronten helfen wirklich niemandem weiter. Nicht einmal der SPD-Prominenz in Hovestadt, sie macht sich mit ihrer Aktion lächerlich.

Alle Beteiligten werden noch viele Jahre miteinander leben müssen. Eine Entschuldigung bei der Familie für die peinlichen Plakate wäre ein Anfang, die Sache wieder zu bereinigen.